Mensch Philipp

Philipp Melanchthon wurde 1497 im kurpfälzischen Bretten als Philipp Schwartzerdt geboren. Bereits mit 12 Jahren kam er an die Heidelberger Universität, wechselte 1509 nach Tübingen, wo er sich neben dem Studium des Quadriviums, d.h. Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie, mit Griechisch, Hebräisch und Latein beschäftigte. Nach dem Magisterabschluss 1514 wirkte er als Lehrer und publizierte erste Schriften, u.a. eine griechische Grammatik. Beeindruckt von dem, was an Nachrichten und Thesen aus Wittenberg in Tübingen anlangte, öffnete sich Melanchthon für reformatorische Ideen. Als der für den 1518 von Friedrich dem Weisen gestifteten Lehrstuhl für Griechische Sprache vorgesehene Johannes Reuchlin aus Altersgründen ablehnte, empfahl er für diese Stelle den von ihm geförderten Melanchthon, mit dem er verwandt war. 1518 nahm er seine Tätigkeit in Wittenberg auf und zählte bald zum engsten Kreis um Luther. Von diesem geradezu zum Heiraten genötigt – Luther machte sich Sorgen um Melanchthons Wohlergehen in dessen Junggesellenhaushalt – heiratete er 1520 Katharina Krapp (1497-1557), die Tochter des Wittenberger Tuchhändlers und Bürgermeisters  Hans Krapp. Aus der offenbar harmonischen Ehe gingen 4 Kinder hervor.

Katharina Melanchthon: Brief an Johannes Weinlaub, 8. September 1540
Signatur: Mscr.Dresd.R.97, Bl. 84r

Die älteste Tochter der Familie Melanchthon, die 1522 geborene Anna, heiratete 14-jährig den doppelt so alten, ehemaligen Hausschüler der Familie, Georg Sabinus (1508–1560). Die unglückliche Ehe bereitete Annas Eltern große Sorgen. Katharina bittet in dem Brief an Johannes Weinlaub, den Rat des brandenburgischen Kurfürsten, um eine Gehaltserhöhung für Sabinus und damit dessen inzwischen in Frankfurt an der Oder lebende Familie.

 

 

 

Margaretha Kuffner: Brief an Philipp Melanchthon d.J., 8. Januar 1544
Signatur: Mscr.Dresd.R.97, Bl. 91r

Offensichtlich hatte ein Wittenberg-Besuch der jungen Leipzigerin Margaretha Kuffner, Schwägerin des Wittenberger Stadtpfarrers Paul Eber, zu einem Treffen mit Melanchthons ältestem Sohn Philipp d.J. (1525–1605) und zu einer heimlichen Verlobung der beiden geführt. Als Vater Melanchthon davon erfuhr, ließ er die Verbindung lösen, womit die junge Dame – wie der Brief zeigt – keineswegs einverstanden war.

 

 

 

Philipp Melanchthon d.J.: Brief an Margaretha Kuffner, 14. Januar 1544
Signatur: Mscr.Dresd.R.97, Bl. 87r

Im Antwortschreiben äußert der 18-jährige Philipp sehr wohl Mitgefühl für den Kummer seiner jungen Freundin. Allerdings teilt er ihr auch mit, dass sowohl der Vater, vor allem aber seine Mutter wenig Verständnis für ihre Forderungen hätten. Aus der Ehe wurde nichts, 1550 heiratete Philipp in Torgau die verwitwete Katharina Waldener und war bis ins hohe Alter als Universitätsnotar in Wittenberg tätig.

 

 

 

 

Philipp Melanchthon: Brief an den Rat der Stadt Brandenburg, 15. Oktober 1558
Signatur: Mscr.Dresd.R.97, Bl. 14v

In seinem Brief dankt der Großvater Melanchthon dem Rat der Stadt Brandenburg für die erwiesenen Gefälligkeiten anlässlich der Hochzeit seiner Enkelin Katharina, der 1539 geborenen Tochter von Anna und Georg Sabinus. Mit dem Juristen Michael Meyenburg hatte sie drei Kinder, aber auch sie starb bereits mit 23 Jahren. Katharina hatte sich als Fünfjährige geweigert, mit ihren Eltern nach Königsberg zu ziehen und war im Haushalt der Großeltern in Wittenberg aufgewachsen.

 

 

 

Jakob Schwartz: Brief an Philipp Melanchthon, 26. Januar 1552
Signatur: Mscr.Dresd.C.107.f,22,Bl.1–3, hier Bl. 1r

Auch der Wittenberger Student Jakob Schwartz wohnte in Melanchthons Haus. In tiefster Trauer über den Tod seiner Mutter bittet er seinen Lehrer um Trost bei der Bewältigung des Verlustes, auch im Namen seines Vaters im fernen Siegen, den Melanchthon persönlich kennt. Melanchthon selbst muss in diesen Tagen den Tod seines fünfjährigen Enkels Albert verarbeiten, dessen Mutter Anna im Kindbett mit 24 Jahren verstorben war.

 

 

 

Philipp Melanchthon: Brief an Nikolaus von Amsdorf, 31. Mai 1546
Signatur: Mscr.Dresd.R.97, Bl. 13v

In Melanchthons Brief an Nikolaus von Amsdorf geht es um die Sicherung des Lebensunterhaltes von Luthers Witwe Katharina von Bora (1499–1552). Luther hatte sie, obgleich dies vom sächsischen Recht nicht vorgesehen war, als Erbin seiner Immobilien eingesetzt. Der vorliegende Brief ist Teil einer Korrespondenz der beiden Vertrauten des Reformators über die Finanzierung des Gutes Wachsdorf für Katharina von Bora.