Restitutionen
Die Rückgabe widerrechtlich enteigneter Werke zählt zu den wichtigsten Zielen bei der Suche nach NS-Raubgut an der SLUB. Eine zentrale Aufgabe der Provenienzforschung ist es deshalb, die rechtmäßigen Eigentümer:innen zu finden und mit ihnen gemeinsam geeignete Lösungen für jeden Fall zu suchen.
So konnten seit 1991 mehr als 650 Bücher an ihre rechtmäßigen Eigentümer:innen bzw. deren Nachfolger:innen restituiert werden. Grundlage hierfür bildet insbesondere die Gemeinsame Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz vom 14. Dezember 1999, die alle deutschen Museen, Archive und Bibliotheken aufruft, in ihren Beständen nach NS-Raubkunst zu suchen, die Fälle zu dokumentieren und zu veröffentlichen sowie zu restituieren.
Suche mit Beharrlichkeit und Know-how
Nach der Analyse der Provenienzmerkmale beginnt die Suche nach den eigentlichen Eigentümer:innen. Dabei ist tatsächlich Google oft die erste Adresse. Sehr hilfreich sind auch genealogische Datenbanken. Manchmal findet man auch in der Literatur Hinweise auf die gesuchte Person oder Institution – leider gibt es dort meist nur wenige Informationen über deren Buchbesitz. Über Stempel in Büchern oder Widmungen lassen sich häufig Wohnorte herausfinden – im Anschluss daran sind dann Gedenkbücher von Städten, alte Adressbücher und städtische Archive ein guter Anhaltspunkt für die weitere Suche. Außerdem ist die Fachcommunity sehr hilfsbereit und gut vernetzt: Es gibt Newsletter und ein Online-Portal, in dem man sich austauschen kann.
„Restitutionen sind tatsächlich das Schönste an unserer Arbeit. Den Kontakt und den Austausch mit den Rechtsnachfolger:innen habe ich immer als besonders bewegend empfunden: Plötzlich bekam das Buch eine Geschichte und alles um es herum wurde lebendiger. Die individuellen Schicksale gehen sehr nah und die Bedeutung, die die Restitution für die Nachfolger:innen hat, wird einem richtig bewusst. Wenn man gemeinsam eine Einigung über den Verbleib eines Buches erzielen kann, ist das wirklich ein toller Erfolg.“, erklärt Provenienzforscherin Elisabeth Geldmacher.
Erfolge gegen das Vergessen
Es ist wichtig, an die Geschichten zu erinnern, die hinter den Fällen stehen und diese zu erzählen. Die SLUB dokumentiert alle durchgeführten Restitutionen ausführlich. Einige der restituierten Bücher sind auch als Geschenke von den rechtlichen Nachfolger:innen an die SLUB übergeben worden – dann erinnert darüber hinaus ein Einleger im Buch an die Geschichte seiner Besitzer:innen und führt mittels QR-Code zum ausführlichen Falldossier auf dem Dokumenten- und Publikationsserver Qucosa.
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Ihre Ansprechpartner:innen
Jana Kocourek, Abteilungsleiterin Handschriften, Alte Drucke und Landeskunde
Projektmitarbeiterinnen: Elisabeth Geldmacher, Nadine Kulbe, Gabriela Brudzyńska-Němec, Olivia Kaiser
E-Mail: raubgut@slub-dresden.de