AufBruch – Stimmen aus Osteuropa

Die Systemumbrüche und damit verbundenen politischen und wirtschaftlichen Prozesse im östlichen Europa seit den 1990er Jahren beeinflussen das Leben bis heute. Wie blicken Autorinnen und Autoren mit osteuropäischen Wurzeln 35 Jahre nach dem Zusammenbruch des sogenannten Ostblocks auf ihre Herkunftsländer? Was ist aus den Träumen des Aufbruchs geworden?

An vier Abenden geht die Literaturreihe „AufBruch“ diesen Fragen nach und lässt Schriftsteller:innen, die aus Osteuropa stammen, in Lesung und Gespräch zu Wort kommen. Zu Gast sind Saša Stanišić, im ehemaligen Jugoslawien geboren und seit vielen Jahren in Deutschland lebend, Joanna Bator aus Polen, Zsófian Bán aus Ungarn und Maria Bidian, die ihr Leben zwischen Deutschland und Rumänien teilt.

In Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen und den Städtischen Bibliotheken Dresden

Die Veranstaltungen im Überblick

Saša Stanišić: Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne

Lesung, Gespräch und Musik | 10. Januar 2025 | 19:30 Uhr | Konzertsaal im Kulturpalast

Moderation: Katrin Schumacher
Musik: Mitglieder der Kurt Masur Akademie - Orchesterakademie der Dresdner Philharmonie spielen Kammermusik von Francis Poulenc, Jean Françaix und Felix Lemaire

„Ich glaube, der Mensch ist einfach so: Wir machen uns Gedanken über unsere Ursprünge, über unsere Werdegänge, über unsere Zukünfte, die auch zur Herkunft dazugehören, sodass das die Literatur niemals loslassen wird.“ (Saša Stanišić im NDR-Interview, 2024)

Woher kommen wir eigentlich und wo wollen wir hin? Was wäre, wenn ich nicht diese eine Entscheidung getroffen hätte, sondern jene andere? Immer wieder lotet Saša Stanišić, der 2019 für seinen autobiografischen Roman "Herkunft" mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, die Frage der Herkunft in seinem Schreiben aus – auch in seinem neuen Erzählband. Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Dresdner Philharmonie .

Zur Veranstaltung

Zsófia Bán: Weiter atmen

Lesung & Gespräch | Deutsch & Englisch | 21. Januar 2025 | 18:30 Uhr | SLUB Klemperer-Saal

Moderation: Natascha Freundel
Deutsche Stimmen: Lilli und Lars Jung

„Wenn die Haut des Frosches mit Fett eingerieben wird, erstickt er. Wir bitten darum, dass das nicht geschieht. Der Mensch (zum Beispiel) lebt in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Von der Zukunft hat er ein Bild, es passt gut zur Couch." (Zsófia Bán in ihrer Erzählung Hautatmung)

Zsófia Bán erzählt, wie Erfahrungen, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft machen, noch Jahre später in alltäglichen Situationen aufscheinen –  Erfahrungen von Schmerz, Flucht oder Diskriminierung, die das Leben der ungarischen Protagonist:innen noch immer prägen. Die von Terézia Mora ins Deutsche übertragenen Texte sind gleichermaßen realistisch wie surreal und von einer durchdringenden existentiellen Kraft.

Zur Veranstaltung

Joanna Bator: Bitternis

Lesung & Gespräch | Deutsch & Polnisch | 28. Januar 2025 | 19:30 Uhr | Zentralbibliothek im Kulturpalast

Moderation: Lisa Palmes
Deutsche Stimme:Lilli Jung

„Eine Geschichte ohne Frauen ist für kaum jemanden ein Grund zur Beunruhigung.“ (Joanna Bator in „Bitternis“)

Die politischen Entwicklungen der letzten Jahre in Polen haben den Blick insbesondere auf die Lebenswirklichkeiten der Frauen im Land gelenkt. Wie fordern diese heute das Glück ein, das ihnen über Generationen hinweg verwehrt wurde? In ihrem Roman – für dessen kongeniale Übersetzung Lisa Palmes den Preis der Leipziger Buchmesse 2023 erhielt – erzählt Joanna Bator von weiblichen Lebensentwürfen in einem niederschlesischen Dorf.

Zur Veranstaltung

Maria Bidian: Das Pfauengemälde

Lesung & Gespräch | 4. Februar 2025 | 18:30 Uhr | SLUB Klemperer-Saal

Moderation: Günter Keil

„Nirgendwo ist der Sternenhimmel so schön wie hier, hatte er gesagt, und ich wunderte mich, dass die Sterne in Rumänien genauso aussahen wie die Sterne in Deutschland.“ (Maria Bidian in "Das Pfauengemälde")

Der Prozess ist gewonnen: Anas einst großbürgerliche, rumänische Familie hat den vom kommunistischen Regime enteigneten Besitz wiedererhalten. Nach dem Tod ihres Vaters Nicu, der einst als politischer Flüchtling nach Westdeutschland emigrierte, ist Ana nun Miteigentümerin. Sie macht sich auf den Weg nach Rumänien, wo sie das Pfauengemälde wiederfinden soll, so hatte es sich Nicu gewünscht. Das gelungene Debüt von Maria Bidian zeichnet ein komplexes, gegenwärtiges Bild von Rumänien, einem Land, das zwischen turbulenten politischen Verhältnissen und dunkler Vergangenheit selbst auf der Suche nach der eigenen Identität zu sein scheint. Maria Bidian, geboren 1988 in Mainz, lebt und arbeitet in Berlin und in einem kleinen Dorf in Transsilvanien, wo sie ein altes Bauernhaus renoviert.

Zur Veranstaltung

 

Eine Literaturreihe von Städtischen Bibliotheken Dresden, Sächsischer Landesbibliothek- Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) und Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen. Die Auftaktveranstaltung findet in Kooperation mit der Dresdner Philharmonie statt.