Sozialer Wandel in der Studierendenschaft
Das höhere Bildungswesen erlebte in Deutschland ab dem 19. Jahrhundert angesichts steigender wachsender Bedarfe in allen Bereichen von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft einen starken Ausbau. Mit Bevölkerung und Wohlstand wuchs auch der Anteil der Studierenden und veränderte sich deren soziale Struktur: der Anteil des Adels sank immer weiter, der der alten Beamteneliten nur gering, der des Besitzbürgertums und von Handelsfamilien stieg. Davon profitierten u.a. die Kinder von unteren Beamten und von Angestellten und Arbeitern, letztere allerdings auf einem niedrigen absoluten Niveau. Hier zeigte sich ein „doppeltes Muster der weiterbestehenden Privilegierung der Oberschichten und einer begrenzten sozialen Öffnung für die unteren Mittelschichten“ (K. Jarausch). Ein anderer Aspekt war der nur „zögerliche Einzug der Frauen“ (K. Zachmann) in das Studium im Allgemeinen wie in die akademische Ingenieurausbildung im Besonderen – ein von langwierigen Auseinandersetzungen begleiteter Prozess. In Dresden hatten diese Auseinandersetzungen in den 1870er Jahren begonnen. Erst 1907 wurden die weiblichen den männlichen Studenten weitgehend gleichgestellt. Ihr Anteil blieb jedoch bis in die 1960er hinein bei durchschnittlich unter zehn Prozent.