Digitalisierte Quellen
Warum erfasst die SLUB Provenienzmerkmale?
Stempel, Exlibris, Widmungen, Autogramme – in den Büchern hinterlassene Spuren – geben Hinweise auf die Vorbesitzer. So ist der Bestand einer Bibliothek nicht nur eine Menge an Büchern, sondern auch die Summe vieler Geschichten. Die SLUB betreibt seit 2009 systematisch Provenienzforschung, d. h. die Recherche nach der Herkunft der unrechtmäßig in ihrem Besitz befindlichen Bücher: Sie stammen aus dem nationalsozialistischen Bücherraub, aus Enteignungen im Rahmen der Bodenreform 1945/46 oder kamen im Ergebnis von Entziehungen im Kontext des sogenannten DDR-Unrechts ins Haus. Erster Anhaltspunkt der Forschung sind dabei die in den Büchern aufgefundenen und digital erfassten Provenienzmerkmale. Im Zuge der systematischen Erfassung dieser Merkmale wurden sämtliche Besitzstempel etc. in den Zugängen seit 1933 betrachtet, so auch die der Vorgängerinnen der heutigen SLUB als Universitätsbibliothek: der Bibliotheken der Technischen Bildungsanstalt, der Polytechnischen Schule, des Polytechnikums und der Technischen Hochschule. Die in der Deutschen Fotothek veröffentlichten Provenienzmerkmale dienen nicht nur als Indikatoren für vollzogenes Unrecht, sondern erlangen als historische Quelle zunehmend an Bedeutung. Ergänzt werden sie hier um die Stempel weiterer technischer Bildungseinrichtungen in Dresden.
Die digitale Kollektion finden Sie in der Bilddatenbank der Deutschen Fotothek unter http://www.deutschefotothek.de/cms/provenienzforschung.xml.
Mehr als nur buntes Papier: historische Briefköpfe sächsischer Unternehmen
Die Geschichte von Sachsen als Industrieland bildet sich auch in den Firmenbriefköpfen als Visitenkarte eines Unternehmens ab. Entstanden im 19. Jahrhundert, entwickelten sich die Briefköpfe um 1900 zu kleinen Kunstwerken mit Abbildungen des Fabrikgeländes oder von gewonnenen Ausstellungsmedaillen. Oft beauftragte man darauf spezialisierte grafische Kunstanstalten und Zeichner mit der Darstellung der Fabrikareale, der Produkte und ansprechend gestalteter Firmensignets. Die Briefköpfe stellen damit eine wichtige visuelle und historische Quelle der Unternehmens-, Architektur- und Kulturgeschichte und darüber hinaus für die Industrie- und Wirtschaftsgeschichte sowie auch für die Kunstgeschichte dar. Bei ihrer Nutzung ist allerdings ein gutes Maß an Quellenkritik angebracht: Nicht selten wurden Fabrikanlagen umfangreicher als in der Realität dargestellt und der eine oder andere Schornstein zusätzlich ins Bild eingefügt, um die eigene Firma größer und bedeutender zu präsentieren.
Zum „Jahr der Industriekultur“ hat die SLUB eine Online-Kollektion mit bisher mehr als 3.000 digitalisierten Briefköpfen veröffentlicht. Den Grundstock bildet die Sammlung „Historische Briefköpfe“ des Sächsischen Wirtschaftsarchivs e. V. in Leipzig. Dazu kommen Bestände aus dem eigenen Haus, von weiteren Institutionen und von privaten Sammlern.
Die Kollektion finden Sie im Internet unter www.sachsen.digital/alle-sammlungen/historische-briefkoepfe-saechsischer-unternehmen
Auch eine Quelle zur Geschichte der sächsischen Industrialisierung: Postkarten von Brück & Sohn
Der Kunstverlag Brück & Sohn wurde 1793 vom aus Freiberg stammenden Carl Friedrich August Brück (1766–1833) in Meißen gegründet. Bis zur Schließung 2019 befand er sich sieben Generationen im Familienbesitz. Ab 1885 produzierte der Verlag auch Postkarten. Zwischen 1897 und 2007 gab er genau 33.333 Ansichtskartenmotive heraus, darunter viele klassische Orts- und Landschaftsansichten v. a. aus Sachsen. Sie zeigen die massive Verwandlung des städtischen und ländlichen Raumes durch die Industrialisierung, etwa durch den Bau von Fabriken und Eisenbahnstrecken. Architektur und gestalterische Entwicklung der industriellen Moderne bilden sich hier ebenso ab wie die Gleichzeitigkeit von Altem und Neuem, z. B. im Nebeneinander von spätmittelalterlichen Burgen und wachsenden Firmengeländen.
Die erhaltenen Negative aus dem Zeitraum bis 1989, die als Grundlage für die Postkarten dienten, konnten 2005 von der Deutschen Fotothek an der SLUB erworben und 2018 im Rahmen des Landesdigitalisierungsprogramms Sachsen (LDP) digitalisiert werden. In der Präsentation werden sie durch mehr als 30.000 Postkartenscans ergänzt, die der Verlag für das freie Medienarchiv Wikimedia Commons zur Verfügung gestellt hat.
Die Kollektion finden Sie in der Bilddatenbank der Deutschen Fotothek unter www.deutschefotothek.de/documents/wer/90000011.