Druckmanuskripte
Luthers Texte verbreiteten sich handschriftlich sowie durch schnelle Drucklegung und Nachdrucke. In der Gegenwart sind die Möglichkeiten der Reproduktion und der digitalen Verbreitung dazugekommen – zahllose Drucke der Lutherzeit, aber auch große Teile der textkritischen Weimarer Ausgabe seiner Werke sind im Internet verfügbar. Dabei handelt es sich jedoch zumeist um gescannte Abbildungen eines Drucks. Für eine Volltextsuche oder die Methoden der Digitalen Geisteswissenschaften bedarf es dagegen zeichengenauer Abschriften, die heutige Texterkennungssoftware nicht in vergleichbarer Qualität leisten kann.
Die im Rahmen eines germanistischen Seminars an der TU Dresden entstandenen Transkripte bilden die Grundlage einer Online-Edition im Deutschen Textarchiv (DTA), die strengen Ansprüchen an genaue Textwiedergabe folgt. Das umfangreiche Textkorpus des DTA ermöglicht unter anderem sprachhistorische Untersuchungen im Vergleich über die Jahrhunderte oder zwischen vielen Texten aus einer Zeit, darunter auch denen der „Wittenbergisch Nachtigall“.
Wider den Meuchler zuo Dresen gedruckt
Martin Luther: Widder den Meuchler zu Dresen gedrückt. Wittenberg: [Hans] Lufft, 1531. Signatur: 3.A.6393
Luthers Flugschrift gegen den „Meuchler zu Dresen“, Herzog Georg von Sachsen (1471–1539), erschien zunächst 1531 in mehreren kurz aufeinander folgenden Auflagen bei Hans Lufft. Dieses Exemplar gehört der Textversion C an, die gegenüber der Erstausgabe A einige kleine Korrekturen aufweist, etwa das Wort „grob“ in der dritten Zeile des zweiten Absatzes auf der rechten Seite (der Erstdruck hatte fälschlich „gros“, vgl. Weimarer Ausgabe).
Martin Luther: Wider den Meuchler zuo Dresen gedruckt. [tatsächlich: Straßburg]: [Johann Prüß], 1531. [13] Bl. mit Titeleinfassung. Signatur: Hist.eccl.E.303,38
Maße: 18,5 x 15,0 cm
Digitalisat in der Deutschen Fotothek.
Dieser Straßburger Nachdruck weicht mit seiner extravaganten Titelblattgestaltung sowie sprachlich in der Lautung (regelmäßig z.B. „bekantniß“ statt „bekentniß“; „kum“ statt „kom“, „gethon“ und „do“ statt „gethan“ und „da“) deutlich von den Wittenberger Drucken ab. Dennoch erscheint offenbar zu Werbezwecken auf der letzten Seite als Kolophon die falsche Angabe „Gedruckt zuo Wittemberg durch Hans Lufft.“
Martin Luther: Druckmanuskript zu: Wider den Meuchler zu Dresden. 1531. In: Einige Schriften Luthers. Signatur: Mscr.Dresd.A.155,Bl.68r-75v
Maße: 20 x 27,5 cm
Digitalisat in den Digitalen Sammlungen.
Die reproduzierte Seite aus Luthers eigenhändiger Druckvorlage zeigt seine Arbeit am Text mit zahlreichen Streichungen und Einfügungen. Als Lesehilfe kann Seite 466 der Weimarer Ausgabe (ab Zeile 11: „Magdeburg“) dienen. Das in manchen Druckausgaben falsch wiedergegebene „grob“ steht als vorletztes Wort in der 8. Zeile des Manuskripts.
Siehe hierzu auch den Beitrag in der Online-Ausstellung: "95 Autographe der Reformationszeit".