Press release
Freistaat Sachsen sichert wertvolles Wissenschafts- und Kulturgut aus dem Kloster St. Marienthal in öffentlicher Hand
Mit finanzieller Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung hat der Freistaat Sachsen durch die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden die historisch bedeutende Bibliothek des Klosters St. Marienthal erworben. Damit konnte der Freistaat dieses einzigartige sächsische Kulturerbe in seiner Gesamtheit erhalten, für Wissenschaft und Forschung sichern und dauerhaft für die Öffentlichkeit und kommende Generationen bewahren. Vorausgegangen waren lange, intensive Verhandlungen des Freistaates mit dem Kloster, in denen man sich auf einen Kaufpreis von insgesamt 5,5 Mio EUR verständigte.
Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus: „Die Klosterbibliothek von St. Marienthal hat für den Freistaat Sachsen eine sehr hohe kulturhistorische und wissenschaftliche Bedeutung. Sie ist ein Zeitzeugnis der christlichen Fundamente und eine herausragende Wegmarke der sächsischen Geschichte. Als der mögliche Verkauf der Bibliothek öffentlich wurde, waren wir uns einig, dass wir dieses kulturelle Erbe für unsere Heimat sichern müssen. Ich freue mich, dass die damals schon begonnenen Gespräche mit dem Kloster nun erfolgreich abgeschlossen wurden. Das war dank vieler Helfer möglich, zu denen besonders Herr Professor Marc-Aeilko Aris gehört. Ihm danke ich herzlich für seine intensive Moderation der Verhandlungen. Ebenso danke ich sehr der Ernst von Siemens Kunststiftung, die von Anfang an bis heute ein zuverlässiger Partner ist. Das entlastet den Freistaat Sachsen bei der Aufbringung des Kaufpreises.“
Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung: „Die Ernst von Siemens Kunststiftung unterstützt seit 1983 öffentliche Sammlungen beim Erwerb wertvoller Kunstwerke. Im diffizilen Ringen um den Erhalt der gesamten historischen Klosterbibliothek konnte sie nicht nur durch ihre an den Marienthaler Psalter gebundene Förderung in Höhe von einer Million Euro helfen, sondern auch durch ihre langjährige Expertise bei derartigen Vorgängen. Der Ankauf erlaubt der Öffentlichkeit einen neuen Blick in die frühe Geschichte Sachsens.“
Das Kloster St. Marienthal, an der Neiße nahe Zittau gelegen, wurde 1234 gegründet und ist das älteste noch bestehende Kloster des weiblichen Zweiges des Zisterzienser-Ordens in Deutschland. Die Bibliothek des Klosters ist für die Wissenschaft von außerordentlichem Wert, handelt es sich doch um eine geschlossene, seit dem Spätmittelalter gewachsene Sammlung klösterlicher Bildungskultur und herausragender historischer Quellen, darunter mittelalterliche Handschriften und einzigartige Belege für die Forschung in der Mediävistik.
Dr. Andreas Handschuh, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus: „Der St. Marienthaler Psalter hat landeshistorisch, vor allem auch wissenschaftlich höchsten Wert. Mit dem Ankauf stellen wir sicher, dass dieses bedeutende Forschungsgut der Wissenschaft weiterhin hier bei uns zur Verfügung steht. Mit dem Kapiteloffiziumsbuch des Zisterzienserklosters Altzelle und dem Erhalt der Sammlung in ihrer Gesamtheit ist es gelungen ein Unikum zu bewahren, denn die Bibliotheken der meisten anderen Klöster im ostdeutschen Raum sind entweder verstreut oder nicht erhalten.“
Prof. Dr. Mirko Breitenstein, Direktor der Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte an der Technischen Universität Dresden, ergänzt: „Für die Forschung ist es von unschätzbarem Wert, dass es dem Freistaat gelungen ist, die Bestände der Klosterbibliothek in ihrer Gesamtheit für die Nachwelt zu sichern. Sie sind nicht nur außergewöhnliche Zeugnisse der Buchkunst, sondern stehen für eine klösterliche Kultur, deren personelle und institutionelle Netzwerke einst ganz Europa überspannten.“
Katrin Stump, Generaldirektorin der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden: „Wir werden die historischen Bestände aus dem Kloster Marienthal für künftige Generationen bewahren und arbeiten dabei eng mit dem Handschriftenzentrum der Universitätsbibliothek Leipzig zusammen, wo die Handschriften wissenschaftlich erschlossen wurden. Neben der bestmöglichen Unterstützung für die Forschung ist es uns ein besonderes Anliegen, der breiten Öffentlichkeit die historische Bedeutung der Klosterbibliothek zu vermitteln. Nach der aktuellen Präsentation von zwei Handschriften planen wir 2025 eine große Ausstellung mit vielen verschiedenen Objekten aus der Sammlung.“
Die historische Klosterbibliothek umfasst insgesamt über 2.700 Titel aus dem 12. bis 19. Jahrhundert, darunter mittelalterliche Handschriften, Inkunabeln, Alte Drucke sowie historische Urkunden, die mit dem Ankauf in das Eigentum der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden übergegangen sind, wobei ein großer Teil der historischen Druckwerke als Leihgaben vor Ort im barocken Bibliothekssaal des Klosters verbleiben.
Zwei herausragende Handschriften der Sammlung, der St. Marienthaler Psalter und das Kapiteloffiziumsbuch des Zisterzienserklosters Altzelle, sind vom 6.12.2023 bis 6.1.2024 in der Schatzkammer des Museums der SLUB Dresden zu sehen (Zellescher Weg 18, 01069 Dresden). Am 7.12. (16 Uhr), 14.12. (17 Uhr) und 21.12.2023 (17 Uhr) sowie am 4.1.2024 (17 Uhr) werden öffentliche Führungen angeboten. Das Museum ist Montag bis Freitag 10-18 Uhr sowie Samstag 14-18 Uhr geöffnet, Eintritt und Führungen sind kostenfrei. Um Anmeldung zu den Führungen wird gebeten.
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