Press release
Deutsche Fotothek und Getty Research Institute erhalten fotografischen Nachlass von Fritz Block
Die Deutsche Fotothek der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) hat 1.500 Vintage Prints, 5.000 Negative sowie zahlreiche Druckbelege und Archivalien des deutsch-jüdischen Architekten und Fotografen Dr. Fritz Block (1889–1955) als Schenkung des Manfred Heiting Trust (MHT), Los Angeles, erhalten. Die Sach- und Reportagefotografien wurden zwischen 1929 und 1938 in Deutschland sowie auf ausgedehnten Reisen aufgenommen, u.a. während einer mehrwöchigen USA-Rundfahrt (1931) und eines Zeppelin-Flugs nach Südamerika (1933).
Weitere rund 6.000 Color-Diapositive, die nach der Emigration Blocks in die USA entstanden sind, hat der MHT dem Getty Research Institute (GRI), Los Angeles, geschenkt. Die Aufnahmen stellen den einzigen vollständigen Satz aller zwischen 1943 und 1954 in Los Angeles von Block produzierten und professionell vertriebenen Farbdiaserien dar, darunter frühe Farbaufnahmen von Bauten der kalifornischen Architekturmoderne.
Der über Jahrzehnte in Privatbesitz befindliche fotografische Nachlass Fritz Blocks konnte nun einschließlich Nutzungsrechten durch die Manfred Heiting Stiftung von den Erben erworben werden. Ziel des bedeutenden deutsch-amerikanischen Sammlers und Förderers der Fotografie war, den Nachlass möglichst geschlossen zu erhalten, geeigneten Institutionen zur weiteren Erschließung zu übereignen und damit der fotogeschichtlichen Forschung dauerhaft zugänglich zu machen.
Dr. Jens Bove, Leiter der Deutschen Fotothek an der SLUB Dresden: "Wir freuen uns ungemein über die großzügige Schenkung von Manfred Heiting. Der Nachlass Fritz Block ist eine substantielle Erweiterung unseres ‚Archivs der Fotografen.‘ Die Deutsche Fotothek und das Getty Research Institute werden den Zugang zum fotografischen Gesamtwerk von Fritz Block gemeinsam koordinieren und die Sammlung im Laufe der nächsten Monate katalogisieren. Die ersten 300 Fotografien sind bereits online in unserer Datenbank zu sehen.“
Fritz Block – Architekt mit Kamera
Fritz Block wurde 1889 in Warburg geboren. Von 1908 bis 1913 studierte er Architektur an der Technischen Hochschule in Dresden, wo er 1915 im Bereich Bauingenieurwesen promovierte. In den folgenden vier Jahren arbeitete Block im Planungs- und Bauamt der Stadt Königsberg, bevor er nach Hamburg wechselte, wo er 1921 zusammen mit Ernst Hochfeld (1890-1985) das Architekturbüro Dr. Block und Hochfeld gründete. Als Architekt gehörte Block, aktives Mitglied im Bund Deutscher Architekten und im Deutschen Werkbund, zu den engagierten Vertretern des Neuen Bauens in Deutschland. Ab 1929 brachte Block den Impuls der Moderne auch als Fotograf zum Ausdruck. Aus seiner Leidenschaft für die Fotografie entwickelte sich ein zweites berufliches Standbein. Seine Aufnahmen von Technik, Natur und Menschen im Stil der Neuen Sachlichkeit und des Neuen Sehens fanden früh Anklang in deutschen Architekturzeitschriften, in der Wochenbeilage des Hamburger Anzeigers und in anderen illustrierten Zeitschriften. Block lieferte bildjournalistische Städte- und Reisereportagen aus Paris, Marseille oder Nordafrika. Von September bis Oktober 1931 unternahm er seine erste ausgedehnte Reise durch die Vereinigten Staaten, auf der er insgesamt fast 4.000 Aufnahmen mit seiner Leica machte. 1932 erwarb der Unternehmer und Sammler Kurt Kirchbach aus der „Internationalen Fotoausstellung“ in Hamburg einige von Blocks Werken für seine Sammlung zeitgenössischer Avantgardefotografie.
Ab 1933 war Fritz Block als Jude gezwungen, seine architekturpublizistische und fotojournalistische Tätigkeit zu beenden und seine Architektentätigkeit auf Umbauten zu beschränken. Dennoch konnte er mit seiner Kamera bis 1938 ausgiebig reisen. Nachdem er vorübergehend für einige Tage im Konzentrationslager Oranienburg inhaftiert worden war, gelang ihm im November 1938 die Emigration nach Los Angeles. Da er in Kalifornien keine Lizenz zur Eröffnung eines Architekturbüros erhielt, verlagerte Block seinen beruflichen Schwerpunkt auf die Farbfotografie, kurz nachdem Kodachrome-Dias auf den Markt gekommen waren. In den frühen 1940er Jahren produzierte er eine thematische Farbdiaserie für den Kunstunterricht in Schulen und Museen, gefolgt von der ersten Farbdiaserie über den architektonischen Modernismus in Kalifornien. 1943 gründete er die Dr. Block Color Productions, um seine insgesamt 27 Diaserien über Architektur, Kunst, Skulptur, Design, Technik und Natur zu vertreiben. Fritz Block starb am 23. Januar 1955 in Los Angeles.
Das lange Zeit wenig bekannte fotografische Œuvre Fritz Blocks ist mittlerweile gründlich erforscht. 2018 erschien Roland Jaegers opulente Monografie „Foto-Auge Fritz Block. Neue Fotografie und moderne Farbdias“ (Scheidegger & Spiess, Zürich). Das Buch zeigt den Werdegang Blocks vom Architekten zum Fotografen, von der Kleinbild-Fotografie des Neuen Sehens der 1920er Jahre in Europa zur Kodakchrome-Farbfotografie als Lehrmittel in den USA der 1950er Jahre, von der jüdisch-deutschen Avantgardekultur bis hin zur Exilkultur Amerikas.
Über die Deutsche Fotothek
Gegründet 1924, bietet die Deutsche Fotothek als kulturgeschichtliches Universalarchiv mit einem Gesamtbestand von über sechs Millionen Bilddokumenten ein vielfältiges Themenspektrum mit Sammelschwerpunkten in den Bereichen Fotografiegeschichte, Kunst, Architektur und Technikgeschichte. Die bedeutendste Aufgabe der Deutschen Fotothek besteht in der Erhaltung und Aktivierung fotografischer Werke und Nachlässe. In ihrem „Archiv der Fotografen“ präsentiert die Fotothek die Werke bedeutender deutscher oder in Deutschland arbeitender Fotografinnen und Fotografen. In der Online-Bilddatenbank www.deutschefotothek.de sind derzeit rund 2.230.000 Bilder recherchierbar.
Hier geht es zur Deutschen Fotothek.
Zu Leben und Werk von Fritz Block
Zu den Fotografien von Fritz Block
PRESS RELEASE
Deutsche Fotothek and Getty Research Institute receive photographic work of Fritz Block
The Deutsche Fotothek of the Saxon State and University Library Dresden (SLUB) received a donation of 1,500 vintage prints, 5,000 negatives as well as numerous press clippings and archival materials of German-Jewish architect and photographer Dr Fritz Block (1889–1955) from the Manfred Heiting Trust (MHT), Los Angeles. The object and journalistic photographs were taken in Germany between 1929 and 1938 as well as during extensive travels, including a round trip through the USA lasting several weeks (1931) and a Zeppelin flight to South America (1933).
The MHT has donated a further 6,000 colour slides made after Block’s emigration to the USA to the Getty Research Institute (GRI), Los Angeles. The photographs represent the only complete set of all colour slide series produced and professionally distributed by Block in Los Angeles between 1943 and 1954, including early colour photographs of Californian architectural modernism.
Fritz Block’s photographic work, which had been privately owned for decades, has now been acquired from the heirs, including rights of use, by the foundation of Manfred Heiting. The goal of the distinguished German-American collector and promoter of photography was to preserve as much of the work as possible, to donate it to appropriate institutions for further indexing and thus making it permanently accessible to researchers in the field of history of photography.
Dr Jens Bove, head of the Deutsche Fotothek at SLUB Dresden: “We are immensely pleased about the generous donation from Manfred Heiting. Fritz Block’s work is a substantial addition to our ‘Archive of Photographers’. The Deutsche Fotothek and the Getty Research Institute will jointly coordinate access to Fritz Block’s photographic oeuvre and catalogue the collection in the coming months. The first 300 photographs can already be viewed in our online database.”
Fritz Block – Architect with a camera
Fritz Block was born in Warburg in 1889. Between 1908 and 1913, he studied architecture at Technische Hochschule Dresden, where he received his doctorate in civil engineering in 1915. For the next four years, Block worked at the planning and building office of the city of Königsberg before moving to Hamburg, where he founded the architecture firm Dr. Block & Hochfeld together with Ernst Hochfeld (1890-1985) in 1921. As an architect, Block, an active member of the Association of German Architects and the German Association of Craftsmen (Deutscher Werkbund), was one of the committed representatives of Neues Bauen (New Building) in Germany. From 1929, Block also expressed the ideas of Modernism as a photographer. His passion for photography developed into a second career. His photographs of technology, nature and people in the style of Neue Sachlichkeit (New Objectivity) and Neues Sehen (New Vision) found favour in German architecture magazines early on, in the weekly supplement of the Hamburger Anzeiger and other illustrated magazines. Block provided photojournalistic city and travel reports from Paris, Marseille or North Africa. In September and October 1931, he made his first extensive journey through the United States, taking almost 4,000 photographs with his Leica. In 1932, the entrepreneur and collector Kurt Kirchbach acquired some of Block’s works for his collection of contemporary avant-garde photography from the “International Photographic Exhibition” in Hamburg.
From 1933 onwards, Fritz Block, as a Jew, was forced to end his activities in architectural publishing and photojournalism and to limit his architectural work to conversions. Nevertheless, he was able to travel extensively with his camera until 1938. After being temporarily imprisoned for a few days in the Oranienburg concentration camp, he managed to emigrate to Los Angeles in November 1938. Unable to obtain a licence to open an architecture firm, Block shifted his professional focus to colour photography shortly after Kodachrome slides had hit the market. In the early 1940s, he produced a thematic colour slide series for art classes in schools and museums, followed by the first colour slide series on architectural modernism in California. In 1943, he founded Dr. Block Color Productions to distribute his overall 27 slide series in architecture, art, sculpture, design, technology and nature. Fritz Block died in Los Angeles on 23 January 1955.
Fritz Block's photographic oeuvre, which was little known for a long time, has now been thoroughly researched. Roland Jaeger’s opulent monograph “Foto-Auge Fritz Block. Neue Fotografie und moderne Farbdias (Photo-Eye Fritz Block. New Photography – Modern Color Slides)” (Scheidegger & Spiess, Zurich) was published in 2018. The book shows Block’s career from architect to photographer, from New Vision small-format photography of the 1920s in Europe to Kodachrome colour photography as a teaching tool in 1950s USA, from Jewish-German avant-garde culture to the culture of exile in America.
About the Deutsche Fotothek
Founded in 1924, the Deutsche Fotothek is a universal cultural history archive holding over six million images in total. It offers a diverse range of subjects with a focus on photography, art, architecture, and the history of technology. The most important task of the Deutsche Fotothek is the preservation and activation of photographic works and archives. Its “Archive of Photographers” showcases the works of distinguished German photographers or photographers working in Germany. Around 2,230,000 images are currently searchable in the online image database at www.deutschefotothek.de.
Website of the Deutsche Fotothek
About the life and work of Fritz Block
The photographs by Fritz Block