„Keiner habe die Lebenskultur des Landes mehr verändert“, schrieb DIE ZEIT in einem Sonderheft zu Wolfram Siebecks (1928–2016) 80. Geburtstag im Jahr 2008. Nun hat die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) den Nachlass des Gastronomiekritikers übernommen. Die mit Unterstützung der TU Dresden erworbene Sammlung deckt den Zeitraum der kulinarischen Entwicklung seit den 1960er Jahren ab, als das Deutsche Küchenwunder den Lebensstil der Deutschen veränderte.
Wolfram Siebeck hat von den 1960er Jahren mit ungezählten Kolumnen und Beiträgen in twen (seit 1958), im stern, in der Wochenzeitung DIE ZEIT, im Feinschmecker sowie mit rund 40 Büchern die Geschmacksbildung in der Bundesrepublik Deutschland geprägt. Als Zeitungszeichner, dann als Autor, Journalist und Kritiker hob er die Kultivierung des Essens in das Feuilleton und eröffnete ein Verständnis für Frankreichs und Europas Koch- und Lebenskunst.
„Der Nachlass Siebeck ergänzt die 4.500 Bände umfassende Bibliotheca Gastronomica von Walter Putz aus Baden-Baden hervorragend“, erklärt Generaldirektor Prof. Dr. Thomas Bürger. „Damit verfügt Dresden über einen der ersten Bestände in öffentlichem Besitz, mit dem die Entwicklung der deutschen Gourmetküche nach dem Zweiten Weltkrieg dokumentiert ist. Ich freue mich, dass Bibliothek und Universität gemeinsam die Sammlung erschließen und für 2020 eine Ausstellung Wolfram Siebeck. 50 Jahre Deutsches Küchenwunder vorbereiten.“
In zweiter Ehe hatte Siebeck die Münchner Galeristin Barbara McBride geheiratet, eine kongeniale Begleiterin bei seinen kulinarischen Exkursionen. Barbara und Wolfram Siebeck hatten gemeinsam im Jahr 2014 die SLUB Dresden als Aufbewahrungsort für den Nachlass bestimmt. Fünf Jahre früher hatte Siebeck in einer Deutschlandkarte seiner „Futterplätze“ Ostdeutschland noch „zu einer kulinarischen No-Go-Area“ erklärt. 2013 veröffentlichte er mit Josef Matzerath, Professor an der TU Dresden, ein Buch zur sächsischen Hofküche, in dem historische Menüs von sächsischen Spitzenköchen neu interpretiert wurden.
Dresden erkannten beide als den richtigen Ort für die Sammlung, weil die SLUB eine umfangreiche Bibliotheca Gastronomica aus Handschriften und Drucken erschlossen und zum Teil digitalisiert hatte, und weil die Dresdner Studien zur kulinarischen Ästhetik von Prof. Josef Matzerath und seinen Doktoranden an der Technischen Universität Dresden beide überzeugten.
Der Nachlass Siebecks umfasst ca. 1.400 Bücher (viele mit Widmungen an ihn), ferner Manuskripte, Schriftwechsel mit Lesern und Verlegern, audiovisuelle Dokumente und eine Sammlung von 770 herausragenden internationalen Speise- und Menükarten, die sich seinen Gastronomiekritiken zuordnen lassen. Ferner enthält der Nachlass ca. 200 frühe Zeichnungen Siebecks für Zeitungen und Illustrierte, mit denen er als begabter Autodidakt in den 1950/60er Jahren seinen Lebensunterhalt verdiente.
Pressefotos
(1) Sammlung von internationalen Speise- und Menükarten (SLUB Dresden/Ramona Ahlers-Bergner)
(2) Aus der Fotografien-Sammlung im Nachlass Siebeck (SLUB Dresden/Ramona Ahlers-Bergner)
(3) Zeichnungen und Grafiken Siebecks in seiner originalen Sammelmappe (SLUB Dresden/Ramona Ahlers-Bergner)
(4) Italienische Stadtansichten aus der Feder Siebecks (SLUB Dresden/Ramona Ahlers-Bergner)
(5) Siebecks Schreibmaschine (SLUB Dresden/Ramona Ahlers-Bergner)
Diese und weitere Pressebilder finden Sie auch hier zum Download.
Kontakte
Prof. Dr. Thomas Bürger
Generaldirektor der SLUB Dresden
Telefon +49 (0)351 4677-123
E-Mail: thomas.buerger@slub-dresden.de
Prof. Dr. Josef Matzerath
TU Dresden
Telefon +49 (0)351 8488782
E-Mail: matzerath@ernaehrungsgeschichte-in-sachsen.de
Thomas Stern
SLUB Dresden, Abt. Handschriften, Alte Drucke und Landeskunde
Telefon: +49 (0)351 4677-790
E-Mail: thomas.stern@slub-dresden.de
Cynthia Meißner
Pressereferentin SLUB Dresden
Telefon: +49 (0)351 4677-127
E-Mail: oeffentlichkeitsarbeit@slub-dresden.de