Press release

SLUB erwirbt verschollen geglaubte Winckelmann-Briefe

Herausragender Ankauf im Jahr von Winckelmanns 300. Geburtstag: Korrespondenz des Altertumskenners mit dem kurprinzlich-sächsischen Hof aus dem 18. Jahrhundert erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und ab sofort auch digital verfügbar.

Dank großzügiger finanzieller Förderung der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Kulturstiftung der Länder konnte die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) zu Beginn des Jahres aus dem Antiquariatshandel einen verschollen geglaubten Teil der Korrespondenz zwischen dem Archäologen, Bibliothekar und Kunstschriftsteller Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) und dem kurprinzlichen Oberhofmeister Graf Wackerbarth-Salmour erwerben. Winckelmann, der als Bibliothekar bei Heinrich Graf von Bünau auf Schloss Nöthnitz bei Dresden an der "Kayser- und Reichs-Historie" des Grafen und am gedruckten Katalog von dessen Bibliothek mitarbeitete, siedelte 1755 nach Rom. Von dort aus korrespondierte er mit Graf Wackerbarth-Salmour, der sich wegen des Siebenjährigen Krieges zusammen mit dem Kurprinzenpaar im Münchner Exil aufhielt.

Das neu erworbene Konvolut umfasst sieben eigenhändige italienische Briefe Winckelmanns aus Rom sowie die Konzepte zu fünf französischen und einem italienischen Antwortschreiben des Grafen aus München. Prof. Dr. Thomas Bürger, Generaldirektor der SLUB Dresden: "Winckelmanns Begeisterung und Vermittlung der antiken Kunst prägt den Schönheitsbegriff in Europa von der Klassik bis heute. Das angekaufte Briefkonvolut zeigt, wie detailliert Winckelmann, der mit einem Stipendium des Hofes nach Rom gewechselt war, das gebildete sächsische Kurprinzenpaar über seine Forschungen informierte."

Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst: "Auch im digitalen Zeitalter sind Originale in Bibliotheken unverzichtbarer Teil des Kulturerbes. Ich freue mich, dass die Briefe Winckelmanns nun auch digital zur Verfügung stehen. Mein großer Dank gilt allen beteiligten Partnern, ohne die dieser Ankauf nicht möglich gewesen wäre."

"In den vergangenen Monaten konnte die Ernst von Siemens Kunststiftung den Erwerb einer Büste des Gelehrten für die Münchner Glyptothek und die hochkarätige Ausstellung 'Winckelmann. Moderne Antike' in Weimar fördern. Der Ankauf von unbekannten Winckelmann-Briefen für die Sächsische Landesbibliothek schließt diese Förderreihe des Winckelmannjahres würdig ab und ist ganz im Sinne des Stifters Ernst von Siemens, der einen breiten Zugang zu Kunst und Kultur und den Ausbau der öffentlichen Sammlungen fördern wollte," freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.

Auch Prof. Dr. Frank Druffner, kommissarischer Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, zeigt sich äußerst zufrieden: "Zum 300. Geburtstag Winckelmanns helfen wir der Sächsischen Landesbibliothek, ihren Bestand zu dem Antiken-Forscher elementar zu erweitern. Die Kulturstiftung der Länder ist sich bewusst, wie wichtig der Originalerhalt von Kulturgut für die Forschung ist - und sie trifft sich darin mit Winckelmann selbst, für den die Autopsie, die unmittelbare Auseinandersetzung mit originalen Werken der Kunst, von fundamentaler Bedeutung war."

Es ist ein Glücksumstand, dass ausgerechnet im Jahr von Winckelmanns 300. Geburtstag am 9. Dezember 2017 die Erwerbung einer Brieffolge mit sieben bislang nicht edierten, eigenhändigen Briefen des bedeutenden Archäologen und Kunstwissenschaftlers gelungen ist. Der letzte größere Fund von Winckelmann-Autographen liegt 35 Jahre zurück. Damals fanden sich in der Bayerischen Staatsbibliothek in München unter anderem zwei Briefe an den kurprinzlichen Leibarzt Bianconi und zwei Schreiben an den Oberhofmeister Wackerbarth, die nun um zwei weitere Berichte über bedeutende Altertümer und neue archäologische Funde, sogenannte "antiquarische Relazionen", im Bestand der SLUB erweitert werden konnten.

Ein beinahe ebenso großer Glücksfall sind die zum Dresdner Konvolut gehörigen Entwürfe für die Antwortbriefe Wackerbarths, die nicht nur dessen unmittelbare Reaktion auf Winckelmanns Berichte über Entdeckungen, Forschungen, Publikationen und Ansichten über Gönner und Kollegen, sondern auch das lebhafte Interesse des sächsischen Kurprinzenpaares Friedrich Christian und Maria Antonia Walpurgis zum Ausdruck bringen.

Die Briefsammlung wird nun unter der Signatur Mscr.Dresd.App.3140 gut klimatisiert und gesichert im Tresor der SLUB für die Zukunft bewahrt und kann jederzeit weltweit in den Digitalen Sammlungen der SLUB betrachtet und weiter erforscht werden:
http://digital.slub-dresden.de/id49251724X.

 

Vier Briefe Winckelmanns aus Rom an Graf Wackerbarth-Salmour in München. Juni-Dezember 1760.

 

Unterschrift Winckelmanns auf einem Brief aus Rom an Graf Wackerbarth-Salmour vom 4. Juni 1760.

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