Der menschliche Körper als Medium und Zielscheibe von Herabsetzung
Häufig ist der menschliche Körper selbst zentrales Objekt oder potentes Medium von Herabsetzung. Gestik, Mimik oder Gebärde können zum Ausgangspunkt wie auch zum Gegenstand von Schmähungen werden. Schmähgesten und Gebärden der Beschämung bilden dabei zwei Seiten derselben Medaille.
Mit Schmähgesten steht ein kulturell kodiertes Repertoire symbolischer Bestrafung, Beleidigung oder Erniedrigung zur Verfügung. Als spontaner Ausdruck situationsgebundener Affekte und Emotionen sind sie fester Bestandteil von Alltagskommunikation: Die herausgestreckte Zunge, der berüchtigte „Stinkefinger“ oder auch der entblößende Fingerzeig sind nur einige wenige Beispiele für invektive Körpersprache.
Dieselben Gesten können aber auch geplant und stereotypisiert sein. Dann führen sie Herabsetzung nicht nur situativ herbei, sondern bringen durch beständige Wiederholung Stigmatisierung hervor oder sind Teil von institutionalisierten Disziplinarmaßnahmen. Gleiches gilt für Gesten der Beschämung: Sie können, wie das beschämte Erröten, spontaner, unkontrollierbarer Effekt sein, sie treten aber ebenso als ritualisierte Praktiken in Erscheinung.
Solche herabsetzenden Kommunikationsereignisse verdeutlichen, dass der Körper nicht nur physisch, sondern auch symbolisch angreifbar ist. Dieser Umstand macht ihn zu einem häufigen Objekt von Invektiven. Am deutlichsten geschieht dies in Bildern mit überzeichneten oder verzerrten Physiognomien oder in Texten mit abwertenden Körpermetaphoriken, die entmenschlichend wirken. Der Angriff auf den Körper zielt dabei stets auf Identität und Integrität von Personen oder Gruppen.