Das "Silbermann-Archiv"

"Silbermann" – das klingt für viele vertraut und ruft Assoziationen von großartiger Musik auf großartigen Instrumenten wach.
"Silbermann" – das meint aber, je nach geographischer Verortung, ganz verschiedene historische Personen und Artefakte.
"Silbermann" – das wirkt identitätsstiftend, in mehreren Gegenden.

Die Orgelbauerdynastie Silbermann wirkte, seit Andreas Silbermann Anfang des 18. Jahrhunderts seine Werkstatt in Straßbourg betrieb, sowohl im Elsässer Raum, als auch mit Gottfried Silbermann und seiner Freiberger Werkstatt im mitteldeutschen Raum. Dabei gab es einen regen Austausch zwischen den beiden regional verschiedenen Stilen: Gottfried lernte in Andreas' Werkstatt und brachte französisch inspirierte Elemente nach Sachsen, Andreas' Sohn Johann Andreas besuchte Gottfried auf einer längeren Bildungsreise und nahm sächsische Aspekte mit zurück in die vom Vater übernommene Werkstatt.

Bis heute gelten Silbermannorgeln hier wie dort als unübertroffen.

Johann Andreas Silbermann hat den legendären deutschen Orgelbau landesweit entscheidend mitgeprägt. Der Erwerb seines Archivs gewährt einen einzigartigen Einblick in die anspruchsvollen Facetten dieser Handwerkskunst im 18. Jahrhundert. Die bedeutenden kulturhistorischen Quellen für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen, ist nicht nur eine große Chance für die Sächsische Landesbibliothek, sondern auch ein bedeutender Gewinn für die deutsche Bibliotheks- und Museumslandschaft insgesamt. Daher habe ich den Ankauf mit Mitteln aus meinem Kulturhaushalt sehr gerne unterstützt.

(Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien)

 

Was aber ist ihr Geheimnis? Was macht sie so besonders? Nun, ein paar Details mögen die handschriftlich dokumentierten Kommentare und Anmerkungen Johann Andreas Silbermanns verraten, der nicht nur sein eigenes Schaffen dokumentiert, sondern auch ausführlich Orgeln anderer Instrumentenbauer bewertet.

Mit dem Silbermann-Archiv hat eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte der europäischen Orgel einen Schatz hinterlassen, der historisch ohne Parallele ist. Die Aufzeichnungen von Johann Andreas Silbermann sind nicht nur ein einzigartiges Dokument der barocken Orgelbaukunst. Dass die Sächsische Landesbibliothek die 2.000 Seiten bereits ins Netz gestellt hat, wird auch zahlreiche Lokal-, Handwerks-, Musik-, Wirtschafts- und Kirchenhistoriker nicht nur aus Deutschland auf ihre Webseite locken. Es ist mir eine große Freude, dass wir, wie bei der Erwerbung des Silbermann-Reisetagebuchs, wieder mitfördern konnten.

(Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder)

 

Sechs Bände sind mit diesen in ihrer Ausführlichkeit äußerst seltenen Notizen überliefert, die Johann Andreas' Eindrücke und Ansichten vermitteln, und zugleich das Familienwissen der Silbermanns zum Orgelbau integrieren.

So ist dieses zwischen den 1720er und 1780er Jahren angelegte sogenannte "Silbermann-Archiv" eine Fundgrube für Kultur und Wissenschaft.

Das durch die SLUB erworbene sogenannte Silbermann-Archiv ist eine zentrale Quelle zum Orgelbau des 18. Jahrhunderts, in der das Wissen von Johann Andreas Silbermann und seiner Familie anschaulich dokumentiert ist. Es spiegelt nicht nur elsässische, sondern auch sächsische Handwerkstraditionen und ist damit in der SLUB und in Sachsen als Land des Orgel- und Instrumentenbaus optimal aufbewahrt.  Aussagen zu Orgeln in Salzburg, Paris, Amsterdam, Florenz und vielen weiteren Städten, belegen das europäische Netzwerk der Familie Silbermann und ihre Neugierde, unterschiedliche Ausprägungen des Orgelbaus kennenzulernen. Ich freue mich, dass die SLUB die Neuerwerbung mit dem heutigen Tag auch bereits digital zur Verfügung stellt und damit allen Interessierten weltweit unmittelbar zugänglich macht.

(Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus)

Johann Andreas Silbermann, dessen Neugierde und Leidenschaft für den Instrumentenbau auf praktisch jeder Seite spürbar ist, legte eigenhändige Beschreibungen zu 35 Orgeln seines Vaters an, beschrieb 31 Instrumente, die er selbst gebaut hatte, und trug Details zu knapp 250 Instrumenten aus ganz Europa zusammen. In dem Band "Von den Orgelmachern" vereint Silbermann biographische Notizen zu gut 180 Kollegen, äußert Wertschätzung und Kritik und schildert persönliche Begegnungen. Hier offenbart sich Silbermanns Charakter und sprüht sein Humor. Ein Band mit dezidierten Geschäftsnotizen gibt detaillierte Auskünfte zu adäquaten Materialien und deren Kosten sowie zu handwerklichen Tätigkeiten. Eingeklebte Briefe, technische Skizzen oder Kupferstiche zeigen, wie Silbermann sein Wissen sammelte.

Die Musikabteilung der SLUB Dresden konnte nun den Nachlass der Orgelbauerfamilie, das "Silbermann-Archiv" in ihren Bestand übernehmen und digital zugänglich machen.

Nur wenige Jahre nach dem Erwerb des Reisetagebuchs Johann Andreas Silbermanns beteiligt sich die Ernst von Siemens Kunststiftung an einem weiteren wichtigen Ankauf: Der zweite Band des Silbermann Archivs ist für die erwerbende Kunststiftung von besonderem Interesse, da er eine große Anzahl an detaillierten Orgelzeichnungen enthält.

(Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung)

Orgelbau und Orgelmusik sind Bestandteil der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes. Sächsische Orgelbauer wirkten schul- und stilbildend für den Orgelbau. Es ist von unschätzbarem Wert für die Wissenschaft, dass wir nun beide Quellen, Silbermann-Tagebuch und Archiv, gemeinsam und dauerhaft in öffentlichem Besitz haben. Ich danke allen Partnern, die dazu beitrugen, diese wichtigen Quellen zu sichern.

(Dr. Achim Bonte, Generaldirektor der SLUB)


Der Ankauf wurde ermöglicht durch die Unterstützung von: 

Die Orgelbauerdynastie Silbermann wirkte, seit Andreas Silbermann Anfang des 18. Jahrhunderts seine Werkstatt in Straßbourg betrieb, sowohl im Elsässer Raum, als auch mit Gottfried Silbermann und seiner Freiberger Werkstatt im mitteldeutschen Raum. Dabei gab es einen regen Austausch zwischen den beiden regional verschiedenen Stilen: Gottfried lernte in Andreas' Werkstatt und brachte französisch inspirierte Elemente nach Sachsen, Andreas' Sohn Johann Andreas besuchte Gottfried auf einer längeren Bildungsreise und nahm sächsische Aspekte mit zurück in die vom Vater übernommene Werkstatt.

Bis heute gelten Silbermannorgeln hier wie dort als unübertroffen.

Was aber ist ihr Geheimnis? Was macht sie so besonders? Nun, ein paar Details mögen die handschriftlich dokumentierten Kommentare und Anmerkungen Johann Andreas Silbermanns verraten, der nicht nur sein eigenes Schaffen dokumentiert, sondern auch ausführlich Orgeln anderer Instrumentenbauer bewertet.

Sechs Bände sind mit diesen in ihrer Ausführlichkeit äußerst seltenen Notizen überliefert, die Johann Andreas' Eindrücke und Ansichten vermitteln, und zugleich das Familienwissen der Silbermanns zum Orgelbau integrieren.

So ist dieses zwischen den 1720er und 1780er Jahren angelegte sogenannte "Silbermann-Archiv" eine Fundgrube für Kultur und Wissenschaft.

Johann Andreas Silbermann, dessen Neugierde und Leidenschaft für den Instrumentenbau auf praktisch jeder Seite spürbar ist, legte eigenhändige Beschreibungen zu 35 Orgeln seines Vaters an, beschrieb 31 Instrumente, die er selbst gebaut hatte, und trug Details zu knapp 250 Instrumenten aus ganz Europa zusammen. In dem Band "Von den Orgelmachern" vereint Silbermann biographische Notizen zu gut 180 Kollegen, äußert Wertschätzung und Kritik und schildert persönliche Begegnungen. Hier offenbart sich Silbermanns Charakter und sprüht sein Humor. Ein Band mit dezidierten Geschäftsnotizen gibt detaillierte Auskünfte zu adäquaten Materialien und deren Kosten sowie zu handwerklichen Tätigkeiten. Eingeklebte Briefe, technische Skizzen oder Kupferstiche zeigen, wie Silbermann sein Wissen sammelte.