Am Mittwoch, dem 10.4., findet der erste Internationale Tag der Provenienzforschung statt. In der SLUB können Interessierte an diesem Tag den Expertinnen und Experten über die Schulter blicken. Eine Ausstellung im Foyer der Zentralbibliothek stellt die Provenienzforschung an der SLUB vor und die Wissenschaftlerinnen aus dem Projekt „NS-Raubgut“ geben zwischen 10:00 und 16:00 Uhr am Arbeitsplatz einen Einblick in aktuelle Fälle und zeigen, wie eine Provenienzrecherche abläuft. Treffpunkt für die Expertensprechstunde ist um 10:00 Uhr und um 13:00 Uhr im Foyer der Zentralbibliothek (Zellescher Weg 18, 01069 Dresden). Zusätzlich können sich Interessierte zwischen 10:00 und 16:00 Uhr an der Servicetheke melden und erhalten dann die Möglichkeit zum persönlichen Gespräch mit den Expertinnen und Experten.
NS-Raubgut und Provenienzforschung an der SLUB
Die SLUB forscht seit 2011 systematisch nach NS-Raubgut in ihren Beständen. Im ersten Projektzeitraum von 2011 bis 2013 standen die Druck- und Handschriften sowie Karten der Zugangsjahre 1933 bis 1945 aus dem Bestand der ehemaligen Sächsischen Landesbibliothek im Mittelpunkt. Im Ergebnis sind der Lost Art-Datenbank über 1.000 Fälle von NS-Raubgut bzw. dem Verdacht darauf übergeben worden. Im aktuellen Projekt steht seit 2017 sekundäres NS-Raubgut, das nach 1945 in die SLUB gelangte, im Fokus.
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges erlitten die deutschen Bibliotheken große Bestandsverluste; allein an der Sächsischen Landesbibliothek (SLB), der Vorgängerin der SLUB, beliefen sich die Kriegsverluste auf über 200.000 Bände. Wie andere Bibliotheken war auch sie bestrebt, ihre Bestandslücken zu ergänzen: durch als „herrenlos“ geltende Bücher und Altbestände, welche sich aufgrund von Maßnahmen der NS-Politik und der Kriegsgeschehnisse in Sammelstellen oder Bibliotheken befanden und nach Kriegsende durch verschiedene Einrichtungen der SBZ/DDR gesichert und weiterverteilt wurden.
Die umfangreichen Bestandsüberprüfungen des Schlossbergungsprojekts haben zu der Erkenntnis geführt, dass sich auch in diesen ab 1945 akzessionierten Beständen in größerem Maße Fälle von NS-Raubgut finden lassen. Man spricht dabei von sekundärem Raubgut, weil es nicht direkt von NS-Stellen oder enteigneten Personenkreisen bis 1945 an Kultureinrichtungen gelangte, sondern von zunächst unverdächtigen Quellen wie Antiquariaten oder anderen Einrichtungen bezogen wurde. Dies lässt sich beispielhaft an den Provenienzverläufen von Büchern der Familien Kaps und Angel darlegen. Ziel des Projekts ist die Untersuchung von etwa 1000 Verdachtsfällen sekundären NS-Raubguts in den Zugängen nach 1945. Recherche, Identifizierung und Dokumentation zielen auf die Ermittlung von Erben oder Rechtsnachfolgern und die anschließende Restitution. Rechercheergebnisse werden in den Katalogen der SLUB und der Kollektion "Provenienzforschung" in der Deutschen Fotothek dokumentiert.
Mehr Informationen finden Sie auch unter https://nsraubgut.slub-dresden.de/ns-raubgut/