Pressemitteilung

Unerhörtes: Gesprächs- und Konzertreihe zu Neuer Musik aus Ostdeutschland startet

Im Spannungsverhältnis zwischen kulturpolitischem Sollen und künstlerischem Wollen entfaltete sich eine eigenständige Sprache der Neuen Musik östlich des Eisernen Vorhangs. Dieses vielfältige musikalische Erbe der DDR wird 30 Jahre nach dem Mauerfall wieder interessant. Was aber motiviert dieses Interesse? Gemeinsam mit der Sächsischen Akademie der Künste, den Hellerauer TONLAGEN – Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik und der Edition Peters widmet die SLUB Dresden dieser Frage eine Reihe von Gesprächen und Konzerten. „Unerhörtes – Neue Musik aus Ostdeutschland“ startet am 31.01.2019.

Musik aus der DDR ist mit einer Herausforderung konfrontiert, die Moritz Lobeck, Musikdramaturg am Europäischen Zentrum der Künste in Hellerau, jüngst treffend als „doppeltes Verschwinden“ bezeichnete.

Musik als Klang ist per se flüchtig, hinzu kommt, dass Musik (aus) der DDR nach 1989 oft genug als nur zeitgebunden gesehen, als nicht mehr aktuell ignoriert und kaum noch programmiert oder eingespielt wurde.

Im Musikleben der letzten drei Jahrzehnte spielte Musik aus der DDR deshalb kaum noch eine Rolle. Auch ostdeutsche Komponisten, die mit DDR-Musik in Verbindung gebracht wurden, fanden mit ihren Werken nach 1990 nur selten Platz in den Konzertprogrammen und Sendeanstalten. Inzwischen aber, 30 Jahre nach dem Fall der Mauer, scheint „Neue Musik aus Ostdeutschland“ auf neues Interesse zu stoßen.

So hat ein großes Verlagshaus wie die Edition Peters jüngst eine eigene knapp hundertbändige Reihe „Peters East German Library“ mit Werken von Komponisten der DDR aus den Jahren 1949-1990 herausgegeben. Musik aus Ostdeutschland steht im Zentrum der Hellerauer TONLAGEN – Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik – die so auch ihre eigene Geschichte reflektieren – und das in der SLUB Dresden beheimatete „Archiv für zeitgenössische Komponisten (der DDR)“ erfährt eine zunehmende Nachfrage von Dramaturgen und Konzertveranstaltern.

Woher aber kommt dieses Interesse? Ist es der Jahrestag 2019? Ist es der zeitliche Abstand, der einen von persönlichen Konnotationen unvoreingenommeren Blick erlaubt? Ist es der Rückbezug auf Lebenswerke und –umstände, identitätsstiftend für eine Generation, die sich nun fragend und ordnend mit ihrer Geschichte auseinandersetzt und so das Interesse auch bei der Kinder- und Enkelgeneration weckt? DDR-Kunst, das zeigte – bei aller Verschiedenheit der Künste – jüngst der „Bilderstreit im Albertinum“, hat nach wie vor das Potenzial zum Polarisieren.

Aber: Ist Neue Musik aus Ostdeutschland überhaupt besonders im Vergleich zu Neuer Musik aus anderen Teilen Deutschlands, Europas, der Welt und wenn ja, worin? Woran lässt sich Herkunft von Werken erkennen und erhören?

In Diskussionen, Konzerten und Gesprächen in Kooperation mit der Edition Peters, der Sächsischen Akademie der Künste und den Hellerauer TONLAGEN – Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik widmet sich die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden dem Phänomen „Musik aus Ostdeutschland“ aus verschiedenen Perspektiven.

Bei der Auftaktveranstaltung am 31.01.2019 in der SLUB Dresden diskutieren Komponisten, Musikwissenschaftler, Musiker und Verlagsvertreter, was an Neuer Musik aus Ostdeutschland heute fasziniert und was sie von anderer zeitgenössischer Musik unterscheidet. Das Ensemble El Perro Andaluz spielt Werke von Georg Katzer, Jörg Herchet und Wilfried Krätzschmar. Weitere Veranstaltungen in der SLUB sind zum Beispiel Christian Münch und Hermann Keller gewidmet. Ergänzt werden diese um Konzerte im Rahmen der Hellerauer TONLAGEN – Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik #stimme (14.–24.3.2019).

Eine Übersicht aller Veranstaltungen finden Sie hier.

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