Historischer Rundgang
Maler Max Helas mit Familie, 1912
Eine der ältesten Fotografien der Ausstellung stammt aus dem Jahre 1912 und zeigt den Maler und Restaurator Max Helas (1875-1948) mit seiner Frau Ida und den drei Kindern Reinhard, Johanna und Hildegard. Der Künstler porträtierte häufig sich und seine Familie, dabei oft – wie auch in diesem Fall - per Selbstauslöser; meist jedoch im Freien auf Spaziergängen. Diese Innenaufnahme dagegen erzählt von Weihnachten, und hier ging es traditionell zu im Künstlerhause Helas: mit Weihnachtsbaum und den klassischen Kindergeschenken: Steckenpferd, Buch und Puppe. Die Szenerie erinnert etwas an Familienbildnisse der Biedermeierzeit. Es ist das Foto eines Malers, der in Bildern denkt.
Sonnenwendfeier, 1912
Die Weihnachtsfeier verbindet sich auf dieser Aufnahme mit einer Sonnenwendfeier, die der Veterinär und Tieranatom Hans Richter, späterer Professor an der Universität in Dorpat und Ehemann der Tierbildhauerin Etha Richter, 1912 in einem Blockhaus mit Freunden beging. Heidnisches und christliches Brauchtum begegnen sich im eisigen Winter des Nordens (die Aufnahme entstand vermutlich in Estland), wo naturgemäß die Sehnsucht nach der Wärme des Frühlings besonders ausgeprägt ist und das Sonnenwendfest eine besondere Bedeutung hatte. Offenbar war es so kalt, dass Richter selbst im Inneren der Hütte die Fellmütze lieber aufbehielt, während er die mit Tannenzweigen bemalte Fahne für das Erinnerungsfoto hielt.
Maler Wilhelm Kroll mit Familie, um 1913
Der Maler und Amateurfotograf Wilhelm Kroll (1855-1942) war das Oberhaupt einer künstlerisch ambitionierten Bürgerfamilie, die ihren Mitgliedern viele kreative Entfaltungsmöglichkeiten bot. Zu Weihnachten jedoch hielt man sich streng an die Tradition. Zum Kaffee wird in festlicher Kleidung Stollen am ebenso festlich gedeckten Tisch gereicht. Auch die familiäre Rollenverteilung entspricht genau dem Reglement der damaligen Zeit: die Hausfrau schneidet den Stollen an, die Tochter des Hauses schenkt (das Festkleid durch eine Schürze vorsorglich geschützt) den Kaffee ein; der Vater und die Brüder werden bedient. Der Kaffeewärmer steht bereit, damit keine auch noch so kleine Beeinträchtigung den zelebrierten Genuss schmälert.
Anna und Gustav Schulze mit Familie, 1928/1929
Weihnachten wurde und wird bis heute für Familienaufnahmen genutzt. Zu diesem Fest trifft sich oft die gesamte Familie, so dass wie auch auf diesem Bild drei Generationen fotografiert werden können. In der Mitte sitzen die beiden Enkeltöchter mit ihren neuen, bestickten und umhäkelten Schürzen, stolz die gleich angezogenen Puppen präsentierend - vielleicht Geschenke der Großmutter. Die Aufnahme entstand im Dresdner Stadtteil Blasewitz, in einer gutbürgerlichen Gegend am linken Elbufer.
Familie am Weihnachtsbaum, um 1925/1930
Die große Standuhr zeigt auf halb sechs, die bereits ausgepackten Geschenke unter dem Tannenbaum im Hintergrund weisen darauf hin, dass die Bescherung bereits vorüber oder gerade noch im Gange ist. Schließlich sind die dargestellten Personen jeweils mit unterschiedlichen Dingen beschäftigt. Die Fotografie von Paul Fünfstück (1891-1979) entstand an einem Weihnachtsabend um 1925/1930. Möglich wäre, dass es sich bei den Dargestellten um die Frau des Fotografen, ihre Schwester und deren Mann handelt. Und trotzdem Fünfstück Amateurfotograf war, scheint die Komposition der Abgebildeten ganz und gar nicht zufällig. Die Blickrichtungen folgen einer regelrechten Regie. Die stickende Frau blickt zum Mann, der seinerseits auf etwas schaut, was von der Pflanze auf dem Tisch verdeckt wird. Die Frau neben ihm ist in die Betrachtung eines gerahmten Bildes versunken, welches sie in den Händen hält. Ein junges Mädchen im Hintergrund ist die einzige Person, die direkt in die Kamera sieht.
Etha und Hans Richter, um 1930
Die Aufnahme zeigt die Tierbildhauerin Etha Richter mit ihrem Mann, dem Tieranatomen und Veterinär Prof. Hans Richter. Beide waren Intellektuelle im besten Sinne des Wortes, kunsttheoretisch und philosophisch interessiert, weltoffen und von zutiefst humanistischer Gesinnung, dabei unkonventionell und abenteuerlustig. Das Weihnachtsfest allerdings begingen sie traditionell und gemütvoll, wie auf unserem Foto im kalten nordischen Winter von Estland.
Sie lebten und arbeiteten in den ersten gemeinsamen Jahren in Dorpat und anschließend in Ankara. Ins faschistische Deutschland kehrten sie erst 1944 zurück, als Ihnen der Verlust der Staatsbürgerschaft drohte.
Fotograf Willy Hanisch mit Familie, 1932
Der Fotograf Willy Hanisch (1893-1945) liebte eine bewusste Inszenierung seiner Fotos, deren Resultat dann eine Harmonie ist, welche er vielleicht in seiner Familie auch zu leben versuchte. Man war gesellig und kreativ und kostümierte sich oft und gern. Dieses Foto zeigt den Fotografen mit seiner Mutter Martha, seiner Frau Hulda und den Kindern Sonni und Günther festlich gekleidet am Heiligabend 1932.
Der ins Bild gesetzte Traum von einem friedvollen und harmonischen Leben endete jedoch am 7. Mai 1945, als Willy Hanisch gemeinsam mit Frau und Tochter beim Einmarsch der Roten Armee in Roßwein in den Freitod ging. Nur sein Sohn Günther, der zum Volkssturm eingezogen war, überlebte das Ende des Krieges.
Weihnachtsfeier der Verbindung "Allemania", 1934
Den meisten Mitgliedern der „Allemania“ war 1934 sicher nicht bewusst, dass es für lange Zeit die letzte Feier dieser Art sein sollte. Bereits ein Jahr später waren die Studentenverbindungen im Dritten Reich verboten. Auch die DDR behielt diese Praxis bei.
Vor der Bühne, die mit dem Verbindungsspruch „Allemania sei's Panier!“ („Allemania sei unser Schlachtruf“) versehen ist - teilweise vom riesigen Adventskranz verdeckt - und der Vereinsfahne links, sitzen die weiblichen und männlichen Mitglieder der „Allemania“. Die meisten tragen Couleur (Farben) auf den Mützen und Bändern. In der ersten Reihe haben einige Männer als typische Oberbekleidung einen Wichs an. Damen mit Fechthandschuhen und Säbeln beweisen, dass der Roßweiner Verein zu den schlagenden Studentenverbindungen gehörte. Offenbar als eine Art Maskottchen sitzt ein Teddybär in der ersten Reihe, ebenfalls eine Studentenmütze mit Couleur tragend.
Reinhold Wendler mit seiner Frau, 1937
Reinhold Wendler (1907-1983) beugt sich fürsorglich über seine sitzende Frau und reicht ihr ein kleines Pfefferkuchenherz. Sie wendet sich ihm verliebt zu. Der optisch dominante, da überreich gefüllte, Gabentisch wird zum Nebenschauplatz. Durchdacht inszeniert sich der Fotograf hier selbst im Familienidyll. Ideelles und finanzielles Glück wird kombiniert, um die perfekte Weihnachtsharmonie für die Nachwelt festzuhalten, aber auch um Freunde und Verwandte daran teilhaben zu lassen.
Doch das Bild des überschwänglichen Wohlstandes hielt nicht lange, der Krieg zerrte nicht nur an der Gesundheit Wendlers, auch die Tätigkeit als Handelsvertreter war hart und wenig einträglich, sodass Reinhold Wendler seine Tätigkeit in den 60er Jahren aufgeben musste. Seither widmete er sich verstärkt seinem Hobby, der Fotografie und engagierte sich in seiner Oberlausitzer Heimat für die Erhaltung historischer Gebäude. Ansichtskartenfotografie und kleine Dokumentationsaufträge sicherten ihm einen kleinen Zuverdienst.
Franz Grasser mit einer Familie, um 1940
Weihnachten in Familie…, hier ist es der Bordfotograf der HAPAG Franz Grasser (1911-1944) zu Weihnachten um das Jahr 1940. Es ist für Grasser eines der letzten Feste. 1942 wird er eingezogen und zunächst in Holland stationiert, 1943 an die Ostfront verlegt. Er durchquert Weißrussland und die Ukraine und gerät an der rumänischen Grenze in Kriegsgefangenschaft. Am 13. November 1944 stirbt er in Noworossijsk. Die Familie lebte jahrelang in der Hoffnung, dass der als vermisst erklärte eines Tages heimkehren würde. Grassers fotografischer Nachlass mit ca. 6000 Fotodokumenten enthält zu fast gleichen Teilen Aufnahmen von seinen Weltreisen zu Schiff und vom Zweiten Weltkrieg.
Geschmückte Kaserne, 1941
Im Dritten Reich versuchten die Nationalsozialisten, christliche Feiertage in „urgermanische“ Feste umzugestalten. So wurde das Weihnachtsfest als Wintersonnenwende begangen und deshalb der skandinavische Begriff Julfest verwendet. Besonders die unter dem Befehl Heinrich Himmler stehende Schutzstaffel (SS) bemühte sich um „arteigene“ Feste, die die christlich geprägten ersetzen sollten.
Tische und Stühle sind in Form eines großen Hakenkreuzes aufgestellt. An der Stirnseite befinden sich die SS-Runen, der weiße Reichsadler mit dem Hakenkreuz (teilweise durch den Weihnachtsbaum verdeckt) und die Hakenkreuzfahne. Die beiden Sonnenräder unterhalb von Runen und Fahne gehen auf die Swastika zurück. Der aus dem Sanskrit stammende Begriff, übersetzt etwa mit „Glücksbringer“ stellt ein Kreuz mit abgewinkelten Armen dar, das die Nationalsozialisten in leicht abgewandelter Form zum Symbol für Flagge und Parteiabzeichen übernahmen, um ihre angeblich „arische“ Tradition zu verdeutlichen.
Weihnachtsfeier französischer Kriegsgefangener, 1941
Wovon sowjetische Kriegsgefangene gewiss nur träumen konnten, das gab es offensichtlich für andere Soldaten durchaus: ein Weihnachtsfest in der Kriegsgefangenschaft. Doch auch für diese Bevorzugten hatten die Feiertage zwei Seiten, denn Weihnachten ist wohl das Fest, an dem man das vertraute Zuhause und die Familie ganz besonders schmerzhaft vermisste. Und bei alledem bleibt Weihnachten mit seiner frohen Botschaft doch in allen Wechselfällen des Lebens und der Weltgeschichte das Fest der ewigen Hoffnung auf eine friedvolle Zukunft.
Die "Tägliche Rundschau" beschert, 1945
Die Rote Armee gab die „Tägliche Rundschau“ als Tageszeitung vom 15. Mai 1945 bis Ende Juni 1955 in Berlin heraus und deklarierte sie anfangs als „Frontzeitung für die deutsche Bevölkerung“. Daher sitzt im Hintergrund ein sowjetischer Offizier. Die Redaktion befand sich auf der Göhrener Straße im Prenzlauer Berg, wo die Weihnachtsfeier stattfand. Die Stollenscheiben - welcher Schatz in Hungerzeiten - liegen noch auf dem Tisch und die ersten Geschenke werden ausgepackt.
Der Berliner Presse- und Theaterfotograf Pisarek (1901-1983), Sohn eines Rabbiners, entging durch großes Glück der Deportation in ein Vernichtungslager. Für die Zeit von 1928-1964 zählt er zu den bedeutendsten Bildchronisten Berlins.
Weihnachtsfeier für Flüchtlinge, 1945
Das erste Weihnachten nach Kriegsende verbrachten viele Deutsche in Notunterkünften, weil sie durch die Flucht bzw. Bombenangriffe ihr Zuhause verloren hatten. Umso wichtiger war eine Weihnachtsfeier, die wenigstens für ein paar Stunden an bessere Zeiten erinnerte und wieder auf solche hoffen ließ.
Der Tisch im Tanzsaal des Ortes ist gedeckt, auf den Stühlen liegen die Namenskärtchen. Für jeden Besucher steht ein Teller mit zwei Stück Kuchen bereit. Es gibt Äpfel und Kekse - und als Geschenk einen Laib Brot für mehrere Personen. Die mit Notenständern versehene Bühne links weist auf ein bevorstehendes Konzert hin. Natürlich darf ein Bild von Stalin in der sowjetischen Besatzungszone nicht fehlen.
Die Aufnahme stammt von Hans (eigentlich Johannes) Wunderlich (1894-1973), der bis 1945 als Volksschullehrer tätig war und nach dem Krieg als freischaffender Künstler arbeitete. Seit 1931 hielt er Vorträge mit handkolorierten Diapositiven. Wahrscheinlich war ein solcher auch für Weihnachten 1945 vorgesehen, worauf die Leinwand im Hintergrund hindeutet.
Weihnachten im Haus "Sonnenschein", 1945/1950
Zwei Diakonissen mit Waisenkindern in einem Raum am Weihnachtsabend; Geschenke sieht man hier nicht. Eine kleine Gemeinschaft versucht, das erlittene Trauma von schwerem Verlust und großer Angst durch Fürsorge und Zuneigung zu mildern. Das Foto des mit seinen Barlach-Fotografien bekannt gewordenen Güstrower Fotografen Berthold Kegebein (1894-1977) zeigt die Diakonissen Else Bahr und Johanna Kowitz, die 1945 beide als Flüchtlingskinddiakonissen in das Haus „Sonnenschein“ nach Ludwigslust kamen. Bis in die 1950er Jahre hinein betreuten sie „ihre“ Kinder, dann wurden dieselben in staatliche Heime verlegt. Aus dem Haus „Sonnenschein“ wurde eine kleine psychiatrische Klinik für Vorschulkinder, denen die beiden Diakonissen nun ihre Liebe und Fürsorge angedeihen ließen. Else Bahr leitete das Haus bis zu ihrem 76. Lebensjahr. Johanna Kowitz war die „Mutter für die Praxis“, die in der Küche ihres Amtes waltete und den Garten versorgte.
Familienporträt, 1949
Die Dresdner Fotografin Hildegard Jäckel (1903-1974) fotografierte hier eine Großfamilie im Stadtteil Weißer Hirsch. Dieser ehemalige Kurort war 1921 nach Dresden eingemeindet worden und galt nicht erst seitdem als Wohngegend für gehobene Ansprüche. Das ist auch an der gutbürgerlichen Kleidung der Fotografierten zu erkennen. Dennoch scheint der Krieg nicht spurlos an dieser wohlhabenden Familie vorüber gegangen zu sein: Die beiden Mädchen spielen zwar mit kleinen Stofftieren, doch scheinen die Erwachsenen keine Geschenke ausgetauscht zu haben. Der Schmuck des Tannenbaums ist sehr spärlich und die richtige Weihnachtswärme will auch nicht aufkommen, sitzt eine der Frauen doch sogar im Mantel da. Dass nur zwei junge Männer zur Familie gehören, lässt darauf schließen, dass weitere männliche Familienmitglieder den erst vier Jahre zurückliegenden Krieg wahrscheinlich nicht überlebten oder sich noch in Kriegsgefangenschaft befanden.
Belegschaft der Firma Josef Zemann, 1951
Die Weihnachtsfeier neigt sich dem Ende entgegen, das Kaffeegeschirr auf den Tischen ist bereits zusammengestellt, die Kerzen am Baum sind niedergebrannt. Auf dem Tisch links stehen einige Geschenke, rechts leere Schnapsgläser.
Die Feier findet direkt in der Produktionshalle statt, wie die Werkbänke am Fenster links oder die groben Ofenrohre in der rechten Bildhälfte verraten. Es scheint der letzte Werktag vor Weihnachten zu sein. Für das Weihnachtsfest wurde die karge Werkshalle – der alltägliche Arbeitsort – mithilfe zweier Weihnachtsbäume und langer Tafeln in einen gemütlichen Festsaal verwandelt.
Um das Weihnachtsfest gebührend zu ehren haben auch die Mitarbeiter der Fabrik ihre beste Sonntagskleidung angelegt - eine ideale Gelegenheit, die Belegschaft des Jahres 1951 zu fotografieren.
Weihnachtsfeier im Pionierpalast, 1952
Im Hintergrund einer Weihnachtsfeier im Dresdner Pionierpalast „Walter Ulbricht“ warten ein Weihnachtsmann und ein verkleideter Hase auf ihren Einsatz. Der Weihnachtsmann ist hier weniger die klassische Figur, sondern lässt sich eher als Väterchen Frost identifizieren, der im sozialistisch geprägten osteuropäischen Raum besonders gern dazu verwendet wurde, das christliche Weihnachtsfest zu verfremden und in ein winterliches Märchen zu verwandeln.
Während alle anderen Kinder eifrig der Vorstellung folgen, hat ein kleiner Junge den Fotografen entdeckt und schaut auf diese Weise direkt aus dem Bild uns Betrachter an. Diese zufällige Situation erinnert uns daran, dass wir Zuschauer der Zuschauer sind, während die eigentlichen Akteure des Programms ausgeblendet werden. Das Foto war höchstwahrscheinlich für eine größere Öffentlichkeit bestimmt und sollte das große fröhliche Kinderfest dokumentieren.
Volkssolidarität, 1963
In der DDR wurde oft der Begriff „Veteranen“ für die im Ruhestand befindliche Bevölkerung benutzt. Vor allen Gästen stehen jeweils eine Packung Lebkuchen und eine kleine Tüte Kaffee. Letztere war für die Bezieher meist geringer Renten in der noch immer vom Mangel geprägten Gesellschaft eine große Freude. War doch der Kaffee in der DDR sehr teuer.
Diese Weihnachtsfeier richtet die Volkssolidarität aus. Die soziale Hilfsorganisation entstand 1945 in der sowjetischen Besatzungszone und existiert bis heute in den ostdeutschen Bundesländern. Ihr Betätigungsfeld reicht von Kinderheimen (besonders in den ersten Nachkriegsjahren) bis zur Betreuung von älteren und bedürftigen Menschen.
Palucca-Schule, 1964
Gret Palucca gründete 1925 eine eigene Ballettschule. Während der NS-Zeit mit einem zeitweiligen Berufsverbot belegt, konnte sie ihre Lehrtätigkeit nach Kriegsende fortsetzen und erhielt 1955 ein eigenes Gebäude auf dem Basteiplatz.
Unter Fröbelsternen (benannt nach dem Gründer der Kindergartenbewegung Friedrich Fröbel) tanzen die Schüler vor ihren Eltern und jüngeren Geschwistern in Kostümen eines Pflaumentoffels, wie er als Figur auf dem Dresdner Striezelmarkt verkauft wird. Er wird aus Backpflaumen mit einer bemalten Papierkugel als Kopf hergestellt. Da der Schornsteinfeger als Vorbild diente, gehören dazu auch der Zylinder und die Leiter.
Die Dresdner Höhne (1912-1999) und Pohl (1904-1968) waren jahrzehntelang als Bildjournalisten vor allem für die „Sächsische Zeitung“ tätig. Ihr nachgelassenes Archiv mit hunderttausenden Motiven bildet wie eine Kultur- und Bilderchronik wichtige Ereignisse von 1945-1989 in Dresden und Sachsen ab.
Weihnachten bei Familie L., 1974
Auf dem kleinen Gabentisch, der hinter der Mutter mit ihren beiden Kindern steht, liegt ein „Bummi-Kalender 1975“. Die Monatszeitschrift „Bummi“ erschien seit 1957 in der DDR und richtete sich an Vorschulkinder. Der Name stammt von der Titelfigur, einem gelben Bär. Auf dem Boden steht ein Holzspielkasten mit Steckfiguren der Firma Berbis. Der Name ist aus den Anfangsbuchstaben der Worte Baukastenfabrik E. Reuter Blumenau in Sachsen gebildet worden, die bereits im 19. Jahrhundert Kinderspielzeug produzierte.
Familienbilder aus der DDR der 70er und 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts stellen einen Schwerpunkt im Schaffen Christian Borcherts (1942-2000) dar. Dabei gehen die Fotografien über die reine Darstellung der Personen hinaus. Sie vermitteln ein Stück DDR-Alltag ebenso wie das soziale Umfeld der Porträtierten.
Familie vorm Weihnachtsbaum
Der Amateurfotograf Erich Heller (1900-1986) war als Meister in der Schiffswerft Dresden-Laubegast tätig. Durch die Naturfreunde-Bewegung lernte er den Fotografen Hermann Finster kennen, von dem er seine erste Plattenkamera erwarb und der ihn in die Praxis des Fotografierens einführte. Heller hinterließ Naturaufnahmen, Laubegaster Motive und Familienporträts. Innerhalb von 20 Jahren hat er seine Familie mehrfach zu Weihnachten fotografiert.
Die Eltern, Großeltern und das völlig erschöpfte Enkelkind sind um den Weihnachtsbaum gruppiert, dessen Kerzen gerade angezündet wurden.
Die Sitzfläche eines Stuhls reicht aus, um die Geschenke für den kleinen Jungen aufzunehmen. Der Großvater hat noch den Wohnungsschlüssel in der Hand. Vielleicht sind sie extra wegen des Fotografierens gekommen.
Es handelt sich um die einzige Aufnahme mit der Großmutter, die wahrscheinlich im folgenden Jahr verstorben ist.
Stolz schaut der Vater auf den Sohn, der inmitten seiner Geschenke sitzt
Über dem Jungen hängt ein Modell des Graf Zeppelin D[eutsches] L[uftschiff] Z[eppelin] 127. Der Star unter den Luftschiffen wurde 1926-1928 erbaut. Er erreichte eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 117 km/h und war 1928-1937 in Betrieb. Die Gebäude, die um die Modelleisenbahnanlage aufgestellt sind, hat vermutlich der Großvater angefertigt, der auf vielen der Fotos eine Schürze trägt.
Der Sohn wird wieder reich beschenkt. Das Schulkind bekommt nicht nur einen großen Kaufmannsladen, sondern auch einen Ranzen, der an einem Tischbein lehnt, und Skier. In den rechten Arm des Großvaters hat sich die Katze geschmiegt.
Links auf dem Tisch liegt ein kleiner Spiegel umgeklappt auf dem Tisch. Vielleicht hat man sich noch gekämmt, um für das Fotografieren gut auszusehen. Die Familie hat einen weiteren Sohn bekommen und so sind die Geschenke für die Kinder zweigeteilt. Während der kleine Bruder mit traditionellem Holzspielzeug beschenkt wird, erhält der große Sohn einen HANSA WELT-ATLAS und ein Lexikon. Panzer und eine Kanone belegen, dass die deutsche Wiederaufrüstung auch bei den Kindern angekommen ist.