Ausstellungen 2012

Weltuntergang 2012?

Der Dresdner Maya-Codex und seine Entzifferung

Es existieren nur noch drei Handschriften der Mayas weltweit und nur eine davon kann man im Original betrachten - in der Schatzkammer des Dresdner Buchmuseums. Die Sonderausstellung widmet sich der berühmten Handschrift, die 2012 im Brennpunkt des Interesses stehen wird. Seit der Ankunft in Dresden 1740 ist das Manuskript ein Besuchermagnet, Forschungsgegenstand und Vorlage für viele Veröffentlichungen. Der Besucher kann sich davon anhand zahlreicher Dokumente überzeugen, die zum großen Teil erstmals gezeigt werden. Gleichzeitig wird der Entzifferung des Codex Dresdensis nachgegangen und damit auch dem Kalendarium, das Wissenschaftler bis heute in Atem hält, aber auch Spekulationen über ein bevorstehendes Weltende hervorruft, die sich um den 21.12.2012 drehen.

Bereits heute ist der Maya-Codex weltweit abrufbar unter dem folgenden Link.

24. Februar - 24. Mai 2012
Zentralbibliothek, Buchmuseum
Öffnungszeiten: Montag–Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr

Ausstellungseröffnung: 23. Februar, 19:00 Uhr

 Öffentliche Führungen durch die Ausstellung

29. Februar, 14. März, 28. März, 11. April, 25. April, 9. Mai jeweils 17:00 Uhr
Der Eintritt und die Führungen sind kostenfrei.
Anmeldungen zu Führungen: tour@slub-dresden.de

Schöne Töne. Der Dresdner Hofkapellmeister Joseph Schuster (1748-1812)

Überraschende Wiederentdeckung

Die reichen Musikalienbestände in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbiblio­thek Dresden sind Fundgruben für Musikforscher und Musikpraktiker aus aller Welt. Joseph Schuster (1748-1812) war bislang der älteren Mozart-Forschung ein Begriff, weil vier seiner Streichquartette als sogenannte „Mailänder Quartette“ lange dem jungen Mozart (1756-1791) zugeschrieben wurden.

Der Sohn des aus Böhmen stammenden Sängers Joseph Schuster sen. (1722-1784) erhielt in Dresden und in Italien seine Ausbildung. In Dresden gewann er schnell die Gunst des Publikums vor allem durch seine opere buffe nach Libretti von Caterino Mazzolà im Morettischen Theater. Als Kirchen-Compositeur schuf er zahlreiche Messen, Vespern, Litaneien und andere Werke für die Gottesdienste in der Katholischen Hofkirche.

Die Geschichte der sächsischen Hofkapelle, zeitweilig auch der Oper Italiens und Deutschlands hat Schuster durchaus mitgeprägt, er ist als Kapellmeister deshalb zu Unrecht fast in Vergessenheit geraten.

Aus Anlass seines 200. Todestags stehen 2012 sechs Wiederaufführungen auf dem Programm. Ostersonntag und Pfingstsonntag wurden zwei seiner 19 Messen in der Hofkirche neu aufgeführt. Am 31. Dezember 2012 folgt in der Annenkirche Schusters deutsche Kantate Lob der Musik.

Die SLUB zeigt in der Ausstellung eine kleine Auswahl aus seinem großen musikalischen Nachlass, in der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen findet vom 21. bis 23. Juni ein Symposium Dresden,

Italien und die Anfänge der Wiener Klassik – Joseph Schuster in der Musik seiner Zeit statt.

Ausstellungseröffnung: 31. Mai 2012, 19 Uhr

1. Juni - 13. September 2012
Zentralbibliothek, Buchmuseum
Öffnungszeiten: täglich 10:00 – 18:00 Uhr

Inger Sørensen - Eine Dänin sieht Dresden

Fotografien 1967-2012

Inger Sørensen wurde 1944 in Kopenhagen geboren. Sie ist Musikwissenschaftlerin und arbeitet in der Dänischen Pädagogischen Bibliothek. Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher, vornehmlich über dänische romantische Komponisten. Den dänisch-sächsischen Musikbeziehungen, speziell den Konservatorien in Leipzig und Kopenhagen hat sie eine Studie gewidmet.

Als Fotografin ist Inger Sørensen eine Autodidaktin. Ihre Faszination für Dresden datiert in das Jahr 1967. Sie fotografierte bei ihrem ersten Besuch die noch in weiten Teilen zerstörte Stadt und ist seither in immer engeren Intervallen zurückgekehrt, um vor allem die Baufortschritte zu verfolgen. Und dies tat sie niemals ohne ihre Kamera. Mehr als 6.000 Aufnahmen sind so im Laufe der Jahre entstanden, eine Auswahl hat sie der Deutschen Fotothek in der SLUB Dresden überlassen. Alles fängt sie mit ihrer Kamera ein: archäologische Ausgrabungen,
das Abrissgeschehen und Etappen des Wiederaufbaus, Fassadendetails, das bunte Treiben in den Straßen
und auf Plätzen. 

25. April bis 9. September 2012
Zentralbibliothek, Galerie am Lesesaal

Praha - Prag 1900-1945.

Literaturstadt zweier Sprachen, vieler Mittler

Diese Ausstellung des Adalbert Stifter Vereins ist der deutschsprachigen Literatur Prags und ihrer Wechselwirkung mit der tschechischen Literatur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewidmet, insbesondere Personen, die als Mittler zwischen den beiden Sprachkulturen der Stadt auftraten und mit Zeitungsartikeln, Literaturübersetzungen und weiteren Aktivitäten die deutschsprachige und tschechischsprachige kulturelle Szene miteinander verknüpften.

Den zeitlichen Hintergrund bildet die spannungsvolle Geschichte Prags von der Zugehörigkeit zur Donaumonarchie über die Jahre der Ersten Tschechoslowakischen Republik bis zum Protektorat Böhmen und Mähren.

Vorgestellt werden als konkrete Beispiele die Wissenschaftler, Publizisten und Übersetzer:

Friedrich Adler (1857-1938) - Max Brod (1884-1968) - Paul/Pavel Eisner (1889-1958) - Otokar Fischer (1883-1938) - Jan Grmela (1895-1957) - Jarmila Haasová-Nečasová (1896-1990) - Milena Jesenská (1896-1944) - Otto Pick (1887-1940)

04. Oktober - 28. Oktober 2012
Zentralbibliothek, Foyer

Ausstellungseröffnung am 4. Oktober 2012, 18 Uhr im Rahmen des Deutschen Slavistentages 2012 im Vortragssaal

Ein Funken Wahrheit

Energievisionen in der technokratischen Hochmoderne

Zukunftsvorstellungen, die im Kern auf Technik Bezug nehmen, sind ein wichtiges Medium gesellschaftlicher Technikdiskurse. Technische Visionen und Utopien knüpfen an zeitgenössische Leitbilder an, denn sie tragen spezifische Heilserwartungen, Verheißungen und Vorstellungswelten der jeweiligen Gegenwart in sich. Aus kollektiven Zukunftsvorstellungen mag man wenig über spätere Wirklichkeiten erfahren, dafür kann man viel über vergangene Gesellschaften lernen. Die Geschichte der westlichen Industrienationen und Konsumgesellschaften ist untrennbar mit der Geschichte ihres Energieverbrauchs verbunden. Lange Abschnitte des 20. Jahrhunderts waren vom Glauben an Modernisierung und technischen Fortschritt geprägt. Das wiederum erforderte eine stetige Mobilisierung von Energien. Die Erschließung natürlicher Ressourcen erschien nicht nur als Motor der Zukunft, sondern wurde zum Symbol des Fortschritts selbst. Daran geknüpft waren vielfältige Visionen: Wissenschaftler und Literaten träumten von unerschöpflichen Energiequellen, Ingenieure planten utopisch anmutende Großprojekte. Auch die Verheißungen der Elektrifizierung oder die Möglichkeiten der Kleinmotorisierung evozierten Hoffnungsüberschüsse, die kaum je realisiert werden konnten.

Die studentische Ausstellung Ein Funken Wahrheit – Energievisionen in der technokratischen Hochmoderne wirft Schlaglichter auf den hochmodernen Energiehunger und auf visionäre Vorschläge, wie er zu stillen sei. Ausgehend von der Ausbreitung des elektrischen Stroms und der sich nicht erst seit den 1970er Jahren durchsetzenden Einsicht in die Notwendigkeit des Energiesparens, werden Mega-Planungen zur Sicherstellung einer dauerhaften energetischen Basis inspiziert. Grenzenlose Hoffnungen verbanden sich einst mit der Atom- und verbinden sich bis heute mit der Fusionsenergie. Die Suche nach dem Perpetuum Mobile, der Traum von Energiegewinnung aus dem Nichts, ist dagegen älter als die Hochmoderne. Er wird weiter geträumt von den Propagandisten der Freien Energie. Diese Szene beschäftigt sich auch mit Fragen der Energetisierung des menschlichen Körpers, die einen zweiten Schwerpunkt der Ausstellung bilden: Spannungen werden an Körper angelegt, elektrische Geräte lösen Verspannungen.

Strahlungsenergie soll menschliche Energie freisetzen, Energiebedarf muss durch die Zufuhr von Kalorien sichergestellt werden. Der geneigte Besucher mag trotz dieses überschäumenden utopischen Elans in den präsentierten Zukunftsentwürfen einen Funken Wahrheit entdecken.

17. Juni 2011 - 11. November 2012

Bereichsbibliothek DrePunct, Zellescher Weg 17
Öffnungszeiten: Montag – Samstag    09:00 – 20:00

MITgemacht

Technik- und Naturwissenschaftler der TH Dresden im Nationalsozialismus

Ausstellungseröffnung: Mi 14.11.2012, 18:30, DrePunct

Die studentische Ausstellung der SLUB, die im Sommersemester 2012 im Rahmen eines Praxisseminars am Institut für Geschichte der TU Dresden erarbeitet wurde, steht unter der Leitung von Mitarbeitern des technik- sowie des landesgeschichtlichen Projektes am SFB 804.

Die Ausstellung nimmt Verhaltensweisen in den Blick, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ab dem Frühjahr 1933 an der TH Dresden zeigten oder zeigen mussten. Technik- und Naturwissenschaftler verweigerten sich dem neuen System oder wurden von ihm ausgeschlossen. Andere waren bereits vor 1933 Anhänger der Nationalsozialisten oder passten sich an – der überwiegende Teil konnte so seine Karriere erfolgreich weiter vorantreiben. Gezielt werden exemplarische Biografien vorgestellt, um das Spektrum möglichen Verhaltens abzustecken. Auf diese Weise wird einerseits Einblick gegeben in Lebensläufe, die bisher nicht oder nur unvollständig erzählt wurden. Andererseits wird damit die Vielfalt der Verflechtungen herausgearbeitet, die zwischen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland bestanden – auch an der TH Dresden.

Während eine Minderheit relativ resistent blieb, stellte sich die Mehrheit der Ingenieure und Wissenschaftler willfährig in den Dienst an »Volksgemeinschaft« und Kriegsführung, sie sorgten damit für scheinbare Legitimität und Stabilität der Diktatur. Akte des Widerstands lassen sich dagegen kaum finden: Zu viele waren bereit, ihren Gemeinsinn fortan auf eine exklusive »Volksgemeinschaft« zu beziehen, zu wenige fühlten sich dem traditionellen Ethos der Wissenschaften, die zumindest vorgeben, sich altruistisch in den Dienst der Menschheit zu stellen, verbunden.

Ausstellung der Teilprojekte G (Swen Steinberg) und M (Uwe Fraunholz)