Luther Wittenberger Jahre
Im Oktober 1502 eröffnete mit der Leucorea die erste Universität im ernestinischen Sachsen. Die Namensgebung „Leucorea“ („leukos oros“ = gr. „Weißer Berg“) orientierte sich an der zeitgenössischen Deutung des Namens der Stadt Wittenberg als „Weißenberg“, „Mons Libani“ oder „Berg der Weisheit“. Kurfürst Friedrich III. – Friedrich der Weise – hatte infolge der Leipziger Teilung von 1485 Torgau zu seiner Residenzstadt ausbauen lassen und die Universitätsgründung in Wittenberg befördert. Der illustre Lehrkörper der jungen Alma Mater zog rasch viele Studenten aus ganz Europa an. 1508 kam der Erfurter Augustinermönch Martin Luther zum Theologiestudium nach Wittenberg. Auf Anraten seines Förderers Johann von Staupitz übernahm er nach der Doktorpromotion dessen Professur an der Theologischen Fakultät.
Johann von Staupitz: Quittung, 7. Dezember 1510
Signatur: Mscr.Dresd.R.96, S. 26 [Katalog Nr. 1]
Staupitz (um 1460/1465–1524) war enger Vertrauter Friedrichs des Weisen bei der Gründung der Wittenberger Universität und der erste Dekan der Theologischen Fakultät. Die von ihm eigenhändig unterzeichnete Quittung über 5 Gulden belegt, wie der Kurfürst das Augustinerkloster in Wittenberg finanziell unterstützte.
Wenzeslaus Linck: Quittung, 14. Dezember 1512
Signatur: Mscr.Dresd.R.96, S. 26 [Katalog Nr. 3]
Auf demselben Blatt – vom späteren Autographensammler zusammengefügt – lässt eine weitere Quittung den Klosteralltag spüren: Linck (1483–1547), Theologieprofessor und Prior des Wittenberger Augustinklosters, bestätigte den Empfang von sechs Gulden aus der kurfürstlichen Kasse für den Kauf einer Tonne Heringe für den Klosterkonvent.
Martin Luther: Quittung, 9. Oktober 1512
Signatur: Mscr.Dresd.R.96, S. 218.c [Katalog Nr. 2]
Das früheste überlieferte Dokument von der Hand Luthers in deutscher Sprache ist die hier gezeigte Quittung, die den Empfang von 50 Gulden für die Erstattung der Kosten seiner Doktorpromotion aus der kurfürstlichen Kasse belegt.
Hieronymus Schurff: Brief an Hans von Taubenheim, 26. Dezember 1525
Signatur: Mscr.Dresd.R.52.m,Konvol.1,28 [Katalog Nr. 8]
Der aus St. Gallen stammende Hieronymus Schurff (1481-1554) war 1504 Rektor der Leucorea, 1507 außerordentlicher Professor und promovierte zum Doktor beider Rechte. Den Brief an den kursächsischen Landrentmeister Hans von Taubenheim schrieb Schurff bereits in seiner Funktion als Beisitzer am 1483 gegründeten, seit 1493 für beide wettinische Linien zuständigen Oberhofgericht zu Leipzig.
Martin Luther: Vorlesungsmanuskript der ersten Psalmenvorlesung, 1513–1515
Signatur: Mscr.Dresd.A.138, Bl. 26v/27r [Katalog Nr. 5]
In Staupitz’ Nachfolge übernahm der junge Professor die „Lectura in Biblia“ (Bibelauslegung) und hielt in den folgenden Jahren Vorlesungen über die Psalmen und Paulusbriefe. Die hier gezeigte eigenhändige Niederschrift seiner Psalmenvorlesung der Jahre 1513 bis 1515 gehört seit 2015 zum Weltdokumentenerbe der UNESCO.
Andreas Bodenstein genannt Karlstadt: Widmung für Andreas Frank auf dem Titelblatt der „Missive vonn der aller hochste tugent gelassenheyt“, 1520
Signatur:Hist.eccl.E.242,23.y, Titelblatt [Katalog Nr. 6]
Karlstadt (1486–1541) lehrte seit 1506 an der Leucorea und gehört zu den wichtigsten Gestalten der beginnenden Reformation. Gemeinsam mit Luther verteidigte er 1519 in der Leipziger Disputation die reformatorische Lehre gegen Johann Eck. Nicht nur Luthers Name, auch der Karlstadts wurde 1520 auf die päpstliche Bannbulle gesetzt. Unter diesem Eindruck entstand seine Schrift, hier mit einer Widmung für den aus Kamenz stammenden Theologen Andreas Frank (um 1496–1545).
Petrus Albinus: Chronik der Stadt Wittenberg, nach 1578
Signatur: Mscr.Dresd.Q.133,5, Bl. 28v/29r [Katalog Nr. 84]
Der aus Schneeberg stammende Peter Weiß (Albinus, 1543–1598), 1586 Rektor der Wittenberger Universität, nutzte für seine Wittenberger Chronik die Aufzeichnungen von Luthers Zeitgenossen, u.a. Johannes Mathesius (1504–1565). Die aufgeschlagene Seite erwähnt den Thesenanschlag Luthers.